1916-05-20-DK-001
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Quelle: DK/RA-UM/Gruppeordnede sager 1909-1945. 139. D. 1, ”Tyrkiet - Indre Forhold”. Pakke 1, til 31 Dec. 1916
Erste Internetveröffentlichung: 2010 August
Edition: Dänische diplomatische Quellen
Telegramm-Abgang: 05/20/1916
Telegramm-Ankunft: 05/28/1916
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 103
Übersetzung: Michael Willadsen
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/27/2012


Der Gesandte in Konstantinopel (Carl Ellis Wandel) an den Außenminister (Erik Scavenius)

Bericht



Nr. 103

Konstantinopel, 20 Mai 1916.

Herr Außenminister,

In meinem Bericht Nr. LXXII [72] vom 29. März diesen Jahres hatte ich die Ehre, die Verhaftung des arabischen Senators Abdu-Halid Effendi Zuhraoui und bestimmter anderer Araber zu erwähnen, die seinerzeit zusammen mit dem oben genannten Senator Mitglieder eines Komitees waren, das sich an die europäischen Mächte gewandt hatte, um Reformen in Syrien und Arabien durchzuführen.

Ich erfahre jetzt, dass die im März verhafteten Araber zusammen mit einer Anzahl Landsleute – insgesamt 20 prominente Araber und Syrer –, nachdem sie wegen Hochverrats nach dem von Djemal Pascha eingesetzten Kriegsrechts verurteilt worden waren, in Damaskus gehängt worden sind. Der neben Abdul-Hamid Effendi Zuhraoui bekannteste der Hingerichteten war Chefik-el-Moayed, ein früherer Abgeordneter für Damaskus, der jedoch schnell in Opposition zu den Jungtürken geriet, und der zu einem der Führer der liberalen Entente wurde. Es war Chefik-el-Moayed, der bei einer Diskussion in der Kammer vor ca. 4 Jahren sagte: „Ich werde einem Mann wie Talaat Bey niemals die Hand geben.“ Vor einigen Jahren hatte Chefik sich vom politischen Leben zurückgezogen, und er lebte danach in Damaskus, wo er bei der Bevölkerung hochangesehen war.

Um die Exekutionen zu rechtfertigen, hat die Regierung in der Damaskus-Presse eine Erklärung veröffentlicht (in Konstantinopel wird das Ereigniss verheimlicht), in der anhand von gewissen im französischen Konsulat in Beirut gefundenen Dokumenten aufgezeigt wird, dass sich die Hingerichteten seinerzeit an Frankreich gewandt hatten, um Unterstützung gegen die jungtürkische Regierung zu erbitten. Diese Kreise sollen den französischen Botschafter in Konstantinopel sogar gefragt haben, ob Frankreich im gegebenen Fall einen arabischen Aufstand militärisch unterstützen würde.

Jedenfalls liegen diese Ereignisse weit zurück (wahrscheinlich 1912 -13) und es ist sehr wohl möglich, dass die Regierung seinerzeit von ihnen wusste, jedoch nicht einzugreifen wagte. Zumindest fanden sie statt bevor die arabischen Delegierten durch eine Reihe von Verhandlungen mit Talaat Bey und anderen 1913 eine vorläufige Einigung erzielten, mit der ein Schlussstrich unter all die vorangegangenen Ereignisse gezogen werden sollte, und die bei einem Essen im Hotel Tokatlian in Pera besiegelt wurde, bei dem Araber und Jungtürken die Gelegenheit nutzten, um in zahlreichen Reden ihre gegenseitige Sympathie auszudrücken. Die meisten der bekanntesten und nun hingerichteten Araber nahmen an den Verhandlungen von 1913 und an dem besagten Essen teil, wo Talaat Bey ihnen mit besonderer Höflichkeit begegnete.

Es verlautet jetzt auch, dass Djemal Pascha damit begonnen hat, eine Reihe intellektuell bedeutender Araber und Syrer von Damaskus und Beyrouth in innere Vilajets des Reichs zu deportieren – ungefähr auf dieselbe Art und Weise, mit der man 1915 Armenier entfernt hatte und damit die Armeniermassaker einleitete.

Es sieht deshalb so aus, als ob die Regierung den günstigen Moment nutzen will, da sie die Macht dazu hat, um jede Möglichkeit einer separatistischen arabischen Bewegung auszuschalten, und man hat allen Grund, die Lage in Syrien, wo die Unzufriedenheit mit Djemal Paschas Regime bereits groß ist, weiter zu verfolgen.

Mit vorzüglicher Hochachtung verbleibe ich, Herr Minister, Ihr ergebenster


Wandel



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