Was die Propaganda des jetzt in Täbris weilenden Abdul Rezak Bey unter den türkischen Kurden betrifft, so meint Djevdet, daß vorläufig die Hinrichtung von 14 kurdischen Notabeln in Bitlis noch abschreckend wirke. Er habe jedoch geheime Agenten an verschiedenen Plätzen seines Amtsbezirks etablirt, die ihn jeder Zeit von dem Eintreffen und der Thätigkeit russischer Emissäre in Kenntnis setzten. Das Verhältnis des russischen Konsuls in Wan, Akimowitsch, zu dem Vali ist ein gutes, im Gegensatz zu den ziemlich gespannten russischtürkischen Beziehungen im Vilajit Erserum.
Sehr interessant waren Djevdet Beys Ausführungen über die Tendenzen der russischen Politik im Gebiet östlich des Urmia Sees. Als im Jahre 1907 der Sultan Abdul Hamid die strategisch wichtigen Punkte im Lakidjan Gebiet bei Peswe und Wesne militärisch besetzen ließ, habe Rußland energisch protestiert. Die gemischte Grenzkommission, der seiner Zeit Djevdets Vater Tahir Pascha angehörte, habe kürzlich das bisher persische Gebiet von KasriSchirin mit seinen Ölquellen der Türkei zugesprochen, dafür aber werde man gewiß das Gebiet östlich des Urmia Sees bei SoudjBulak und Lakidjan den Persern d.h. den Russen überantworten. Sehr bald würden dann die Russen eine Bahn von Täbris an das Nordostufer des Urmia Sees bauen, einen regelmäßigen Dampferdienst auf dem Urmia See einrichten und damit sich eine neue Einfallpforte auf Mesopotamien schaffen. Bisher stand ihnen nur der Weg von Igdir-Bayezid nach Musch und damit auf Diarbekir und Mardin offen. Die Hauptstadt Wan würden die Russen bei einer Invasion auf Musch links liegen lassen, und am Nordrand des Wan-Sees entlang marschieren, sodaß infolge der Unpassierbarkeit der Gebirge am Südrand des Sees Wan sehr bald von jeglicher Zufuhr abgeschnitten sein würde. Dies sei wohl auch der Grund, weswegen im Frühjahr d.J. das Kommando des 11. Armee Korps von Wan nach Charput verlegt worden sei.