1909-05-03-DE-005
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Quelle: DE/PA-AA/R 13185
Zentraljournal: 1909-A-08498
Erste Internetveröffentlichung: 2009 April
Edition: Adana 1909
Praesentatsdatum: 05/15/1909 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: J.No. 655/K.No. 37
Letzte Änderung: 03/23/2012


Der Vizekonsul in Jaffa (Rößler) an den Reichskanzler (Bülow)

Bericht



J.No. 655 / K.No. 37
Vertraulich.

Die Gefahr von Christenmetzeleien in Jaffa, welche die Deutschen des Bezirks zu ihrer mit Bericht vom 23. v.M - K.No. 35/J.No. 600 - überreichten Eingabe veranlasst hat, ist, wie ich aus bester Quelle erfahre, näher gewesen, als man geglaubt hat. Es waren bereits geheime Befehle an die muhammedanische Bevölkerung ergangen, sich bereit zu halten, doch ist es dem jungtürkischen Komitee gelungen, den Ausbruch von Gewalttaten zu verhindern. Auch in Jaffa wurden wie in anderen syrischen Städten, reaktionäre Sendboten erwartet, welche das letzte Zeichen zum Losschlagen geben sollten. Zwei dem jungtürkischen Komitee angehörende Offiziere standen am Landungsplatze Wache und hielten in der Nähe einige Soldaten bereit, um solche Sendboten beim Betreten der Stadt tot oder lebendig festzunehmen. Es sind aber schliesslich keine gekommen.

Gegenwärtig ist es ruhig. Die einflußreichsten muhammedanischen Familien sind aber mit dem Gang der Ereignisse unzufrieden. Sie halten sich abwartend zurück. Es erscheint jedoch umsoweniger ausgeschlossen, dass sie früher oder später reaktionäre oder national-arabische Bewegungen anzetteln oder sich solchen anschliessen, als die jungtürkische Gesinnung nur in einer dünnen Schicht von Gebildeten verbreitet ist.

Abschrift dieses Berichtes lasse ich dem Kaiserlichen Konsulat in Jerusalem zugehen.


Rößler



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