Herr Sazonow betonte dabei, dass er die Reform-Aktion keineswegs gegen die Türkei durchgeführt sehen möchte, sondern im Gegenteil mit Zustimmung der Türkischen Regierung und unter Mitwirkung derselben. Er fürchte aber nach den in ähnlichen Fällen gemachten Erfahrungen, dass die Teilnahme der Pforte an den Botschafter-Beratungen nur zu einer Verschleppung derselben führen und das Ergebnis derselben beeinträchtigen werde. Nach Ansicht des Ministers sollten zunächst die Mächte unter sich über die einzuführenden Reformen einig werden und dann das Resultat ihrer Beratungen der Pforte mitteilen. Es handele sich darum, wirksame Reformen und für die Durchführung derselben eine Europäische Kontrolle einzuführen. Dies liege im eigenen Interesse der Türkei.
Herr Sasonow legte sichtlich Wert darauf, mich davon zu überzeugen, dass Russland bei diesen Reformvorschlägen von keinerlei Hintergedanken geleitet werde. Die Armenier seien weder Slawen noch Glaubensgenossen der Russen, die sentimentale Seite der Frage, welche bei den Reformen in Mazedonien eine bedeutende Rolle gespielt habe, komme daher hier nicht in Betracht. Russland habe nur als Grenzstaat und im Hinblick auf die grosse Zahl seiner eigenen armenischen Untertanen ein sehr reales Interesse daran, dass in den armenischen Vilajets Ruhe und Ordnung geschaffen werde. An irgendwelche Expansion in jenen Gegenden auf Kosten der Türkei denke Russland nicht, es habe vielmehr den aufrichtigen Wunsch, dass die Türkei in ihrem jetzigen Besitzstande erhalten bleibe und sich konsolidiere.