Der französische Geschäftsträger erzählte mir, nach einem Telegramm Cambons sei diesem von dem Kaiserlichen Unterstaatssekretär gesagt worden, das russische Projekt werfe die Frage auf, ob geteilt werden solle oder nicht.2 Ich erwiderte, ich sei vollkommen der Ansicht Herrn Zimmermanns. Die Abtretung der russischen Zone werde die übrigen Mächte zwingen, gleiches Regime für ihre Interessensphäre zu verlangen. Im übrigen sei das Projekt Mandelstam bei der Türkei nur durch eine gemeinsame Zwangsaktion aller Mächte durchzusetzen. Es sei doch viel einfacher, auf dem weiterzubauen, was die Türkei freiwillig geben wolle. Ich sei überzeugt, dass gegenwärtig bei den türkischen Staatsleitern der aufrichtige Wille besteht, unter fremder Mitwirkung und selbst Kontrolle Reformen durchzuführen. Erweise sich das türkische Projekt als unzulänglich, so sei immer noch Zeit, zu schärferen Mitteln zu greifen. Das russische Projekt könne als épouvantail im Hintergrund bleiben. Kontrolle der Mächte sei mit Hilfe der 1895 vorgesehenen Kommission oder noch besser dadurch zu bewerkstelligen, dass der Generalinspekteur über nicht zu beseitigende Missstände an die Botschafterkonferenz berichtete, die sich dann wegen Remedur an die Pforte wenden würde. Letzteres sei auch die Ansicht Markgraf Pallavicinis. Herr Boppe schien persönlich meiner Auffassung zuzuneigen. Wenigstens sagte er mir, die Anregung der Teilung sei gefährlich und jedenfalls verfrüht. Ob ich nicht einmal mit Herrn von Giers sprechen wollte? Ich sagte, dass ich keinen Grund hätte, meine Ansicht vor dem russischen Botschafter geheimzuhalten, dass ich mir aber von einer Aussprache mit ihm wenig verspreche.
2 Anmerkung Zimmermann:Neue Phantasien Herrn Cambons.