1913-09-22-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/R 14081
Zentraljournal: 1913-A-19148
Erste Internetveröffentlichung: 2017 November
Edition: Armenische Reformen
Telegramm-Abgang: 09/22/1913 04:30 PM
Telegramm-Ankunft: 09/22/1913 10:15 PM
Praesentatsdatum: 09/23/1913 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 550
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Botschafter in Konstantinopel (Wangenheim) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Therapia, den 22. September 1913

Ich habe mit Herrn Giers in der Frage der armenischen Reformen als gemeinsames Endziel folgendes nähere Programm vereinbart:

"1. La Sublime Porte a décidé de s'adresser aux Puissances pour leur demander de lui recommander deux inspecteurs généraux pour les deux secteurs de l'Anatolie orientale. a) Erseroum, Trébisonde, Sivas et b) Van, Bitlis, Carpoud, Diarbékir, avec lesquels elle pourrait conclure un contrat de cinq ans; la Sublime Porte manifeste en même temps sa résolution de s'adresser au concours des puissances toutes les fois où les contrats auraient pris fin.

2. La Sublime Porte reconnaît à ces deux inspecteurs le droit de présenter à nomination du gouvernement de Sa Majesté le Sultan les fonctionnaires supérieurs et les juges, de nommer les autres fonctionnaires ainsi que de destituer librement sans exception aucune tous les fonctionnaires de leur secteur.

3. Il y aura dans chacun des deux secteurs une assemblée élective composée par la moitié de musulmans et de chrétiens.

4. Ce même principe de l'égalité sera appliqué pour la répartition de toutes les fonctions dans les deux secteurs.

5. La Sublime Porte invite les Grandes Puissances à contrôler elles-mêmes l'application des réformes par l'entremise des ambassadeurs à Cospoli et de leurs consuls sur les lieux.

6. La Sublime Porte se propose de s'entendre avec les puissances sur les autres réformes à appliquer dans les deux secteurs d'Anatolie orientale."

Hinsichtlich der taktischen Durchführung sind wir der Meinung, dass es nicht ratsam erscheint, der Pforte schon jetzt das ganze Programm bekannt zu geben, sondern das Terrain dafür allmählich vorbereitet werden müsse.

Wir beabsichtigen daher, den Grossvezier zu veranlassen, die Mächte mittels Note um Empfehlung zweier Generalinspektöre zu bitten. In der Antwortnote könnten dann der Pforte die übrigen Punkte des Programms als Wunsch der Mächte mitgeteilt werden. In der Zwischenzeit müsste Grossvezier von uns entsprechend bearbeitet werden. Oberster nunmehr auch von Herrn von Giers anerkannter Grundsatz muss bleiben, dass die Pforte zu Annahme des Programms ohne gewaltsamen Druck lediglich durch Ueberredung veranlasst und dass nur auf Durchführung derjenigen Punkte bestanden wird, zu denen die Pforte ihre Zustimmung gibt.

Nur unter dieser Voraussetzung habe ich Punkt 3 des Programms angenommen, der gegenüber unserem bisherigem Reformplan eine wesentliche Neuerung enthält und von der Pforte voraussichtlich abgelehnt werden wird. Herr von Giers und ich sind übereingekommen, uns über das Ergebnis unserer künftigen Besprechungen mit Grossvezier gegenseitig auf dem Laufenden zu halten.


[Wangenheim]


[Jagow 24. 9. an die Botschaften in Wien (Nr. 1366) und Rom (Nr. 1199)]

Im Anschluß an den Erlaß (zu 1: 1357/zu 2: 1190) vom 20. d.M.

Der Ksl. Botschafter in Konstantinopel meldet unterm 22. d. M.:

"Herr von Giers hat sich in der Frage der armenischen Reformen zur Annahme des folgenden näheren Programms bereitfinden lassen: [folgt obiger Text der Vereinbarung]

Was die taktische Durchführung anbelangt, so gab mir Herr von Giers zu, dass es nicht ratsam wäre, der Pforte schon jetzt das ganze Programm bekannt zu geben, sondern dass das Terrain dafür allmählich vorbereitet werden sollte.

Der Grossvezier würde daher zunächst zu veranlassen sein, die Mächte mittels Note um Empfehlung zweier Generalinspekteure zu bitten. Die übrigen Punkte des Programms könnte dann der Pforte als Wunsch der Mächte mitgeteilt werden. In der Zwischenzeit müsste der Grossvezier entsprechend bearbeitet werden. Oberster Grundsatz, der nunmehr auch von Herrn von Giers anerkannt wird, muss bleiben, dass die Pforte ohne Druck lediglich durch Ueberredung zur Annahme des Programms veranlasst und dass nur auf Durchführung derjenigen Punkte bestanden wird, denen die Pforte zustimmt.

Ich habe daher auch nur unter dieser Voraussetzung Punkt 3 des Programms angenommen, der gegenüber unserem bisherigen Reformplan eine Neuerung enthält und von der Pforte voraussichtlich abgelehnt werden wird."

Wir sind geneigt, uns mit den in Konstantinopel vereinbarten Richtlinien einverstanden zu erklären, sofern unsere Verbündeten gleichfalls zustimmen. Ew pp. ersuche ich umgehend die Auffassung der dortigen Regierung festzustellen und über das Ergebnis telegraphisch zu berichten.


[Jagow 26.9.an Botschafter St. Petersburg (Nr. 1115)]

Im Anschluß an den Erlaß 1094 vom 17. d.M.

Der Ksl. Botschafter in Konstantinopel meldet unterm 22. September: [obiger Text]

Da es sich nach Lage der Sache empfehlen dürfte, die Behandlung der armenischen Frage auch weiterhin den Botschaftern in Constantinopel vorzubehalten, bitte ich Ew. pp., Vorstehendes lediglich als zu Ihrer persönl. Information bestimmt zu betrachten und der dortigen Regierung gegenüber den Gegenstand nicht zu berühren.



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