1914-01-26-DE-001
Deutsch :: de fr
Home: www.armenocide.net
Link: http://www.armenocide.net/armenocide/ArmGenDE.nsf/$$AllDocs/1914-01-26-DE-001
Quelle: DE/PA-AA/R 14083
Zentraljournal: 1914-A-01687
Erste Internetveröffentlichung: 2017 November
Edition: Armenische Reformen
Telegramm-Abgang: 01/26/1914 10:40 PM
Telegramm-Ankunft: 01/27/1914 12:54 AM
Praesentatsdatum: 01/27/1914 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 47
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Geschäftsträger der Botschaft Konstantinopel (Mutius) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Constantinopel, den 26. Januar 1914

Im Anschluß an Bericht Nr. 25.

Russischer Geschäftsträger hat zunächst rein persönlich der Pforte über die noch streitigen Punkte nachstehenden Vermittelungsvorschlag gemacht:

"En attendant qu'un recensement définitif auquel il sera procédé sous la surveillance des inspecteurs généraux dans le plus bref délai, lequel, autant que possible, ne dépasserait pas un an, établisse la proportion exacte des différentes religions, nationalités et langues, les membres élus aux assemblées générales seront dans les Vilayets Erzéroum, Van et Bitlis par moitié musulmans et non-musulmans et dans ceux de Sivas, Kharpout et Diarbékir par deux tiers musulmans et par un tiers non-musulmans. Les membres élus aux conseils administratifs seront comme par le passé dans tous les sept Wilayets par moitié musulmans et non-musulmans. Le principe d'égalité entre musulmans et non-musulmans sera appliqué strictement pour le recrutement de la police et de la gendarmerie et, autant que possible, pour la répartition de toutes les autres fonctions publiques dans les deux secteurs."

Pforte will das fanatische muselmanische Wilajet Erzerum anders als Wan und Bitlis behandeln und die Gleichheit in der Vertretung der Muselmanen und Nichtmuselmanen in den Generalversammlungen für Erzerum nur zugestehen, wenn die dort innerhalb Jahresfrist vorzunehmende Volkszählung noch nicht stattgefunden habe. Hiermit würde russischer Geschäftsträger vorbehaltlich Petersburger Zustimmung sich allenfalls einverstanden erklären. Er beabsichtigt ferner der Pforte Zustimmung zum letzten Absatz betreffend Polizei und Gendarmerieposten durch Einschiebung des Satzes "A la mesure que les places deviendront vacantes" zu erleichtern.

Auf beiden Punkten scheint Einigung wahrscheinlich. Jedoch will Pforte für Siwas, Karput, Diarbekir aus grundsätzlichen Bedenken auch das Verhältnis 2 zu 1 nicht zugestehen.

Vielleicht wäre in Petersburg nachgiebigere Stimmung durch folgende Erwägungen zu erreichen: Pforte befinde sich zweifellos in schwieriger Lage. Einmal müsse sie Zustimmung Parlaments zu Abmachungen erwirken, andererseits würde sie sich jeder Autorität über muselmanische Bevölkerung in Ostanatolien begeben. Ferner bestände Gefahr, daß Pforte bei weiterem russischen Druck sich wieder an alle sechs Mächte wende. In diesem Falle, auf den österreichischer und italienischer Botschafter bereits seit einiger Zeit hinwiesen, würde Rußland aber, falls es nicht vorziehe, dann aus dem Konzert der Mächte auszuscheiden, weniger erreichen als bei gegenwärtigen Verhandlungen.


[Mutius]



Copyright © 1995-2024 Wolfgang & Sigrid Gust (Ed.): www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved