1914-07-30-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R 22402
Zentraljournal: 1914-A.S.-1468
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 07/30/1914 12:50 PM
Telegramm-Ankunft: 07/30/1914 11:59 AM
Praesentatsdatum: 07/30/1914 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 385
Zustand: A
Letzte Änderung: 01/30/2018


Der Botschafter in Konstantinopel (Wangenheim) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 385.

Therapia, den 30. Juli 1914.

Im Anschluß an Telegramm Nr. 332.

Großwesir nimmt Punkt 1 bis 4 an, bezeichnete aber Punkt 5 als völlig unannehmbar. Zunächst sei es unmöglich den Zeitpunkt zu fixieren, zu welchem Sicherheit dafür eingetreten sei, daß es aus Anlaß des österreichisch-serbischen Konflikts nicht zu einem Kriege zwischen Deutschland und Rußland kommen werde. Ein solcher Krieg könnte als Nachwirkung eines österreichischen Erfolges über Serbien auch nach 1 bis 2 Jahren eintreten. Es sei von der Türkei nicht zu verlangen, daß sie sich jetzt für Deutschland engagiere, dann aber, wenn Rußland sich an der Türkei für ihre Dreibund freundliche Haltung rächen wolle, auf sich selbst angewiesen bleibe. Wir müßten die Türkei auch vor den möglichen Konsequenzen ihres Anschlusses an Deutschland schützen.

Wenn er früher von einer kürzeren Dauer des Vertragsverhältnisses gesprochen habe, so sei damit gemeint gewesen, daß nicht ein ewiger Vertrag oder ein solcher von sehr langer Dauer geschlossen werde. Beide Mächte müßten den Wert des Vertragsverhältnisses zunächst natürlich innerhalb eines kürzeren Zeitraums ausprobieren. Er habe an eine 7jährige Dauer gedacht, sei aber äußersten Falles bereit, den Vertrag mit dem Kontrakt General Limans, also bis Ende 1918 laufen zu lassen. Es sei nur logisch, wenn er darauf bestehe, daß Deutschland, welches mit der Mission Limans Vorschub militärischer Reformen wolle, die Garantie dafür übernehme, daß die Tätigkeit Limans nicht durch einen russischen Angriff unterbrochen werde.


[Wangenheim]
[Zimmermann an den Reichskanzler]

Falls wir den Türken im gegenwärtigen Augenblick nicht entgegen kommen, treiben wir sie m.E. in die Arme des Gegners. Ich glaube, daß wir unter den gegebenen ernsten Verhältnissen uns auf eine Wirkungsdauer bis 1918 - Ende der Mission Liman - einlassen, in diesem Falle aber unbedingt auch Österreich-Ungarn als zweite Vertragsmacht zum Abschluß zuziehen sollten.



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