1914-07-30-DE-004
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Quelle: DE/PA-AA/R 20170
Zentraljournal: 1914-A.S.-1476
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 07/30/1914 04:30 PM
Telegramm-Ankunft: 07/30/1914 09:50 PM
Praesentatsdatum: 07/30/1914 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 50
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Geschäftsträger in Bukarest (Waldburg) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 50

Sinaia, den 30. Juli 1914

Antwort auf Telegramm Nr. 49 {A 15009}.

Auftrag ausgeführt. Seine Majestät hat mir erklärt wegen Veröffentlichung des Geheimvertrags noch überlegen und mit Ministerpräsidenten sprechen zu müssen. Im übrigen wiesen Höchstderselbe wieder auf die bekannten Argumente von der Stimmung im Lande und der bulgarischen Gefahr hin.

Ich habe Seine Majestät in eindringlichster Weise auf die Notwendigkeit hingewiesen, daß Rumänien Farbe bekenne. Die Bulgaren hätten allseits die bündigsten Erklärungen abgegeben, zudem würde Bulgarien im Falle eines Krieges mit Rußland doch gewiß höchstens Serbien anfallen keinesfalls Rumänien. Österreich würde ferner Truppen in Serbien konzentriert haben, die im schlimmsten Falle auch Rumänien zu Hilfe kommen könnten. Von Rußland habe Rumänien nichts zu gewinnen, denn im Falle eines Sieges werde der Panslawinismus so sehr an Macht gewinnen, daß Rumänien zweifellos große Nachteile erleiden würde. Im Falle einer Niederlage Rußlands würde Österreich falls Rumänien nicht an seiner Seite gekämpft hätte, zweifellos dieses nicht mehr als Verbündeten betrachten und dementsprechend handeln. Ich sagte Seiner Majestät weiter, daß, falls der Krieg lokalisiert bliebe, Serbien zumindest stark geschwächt würde, während die Stellung der österreichisch-ungarischen Monarchie steigen werde.

Rumänien würde seine unklare Haltung dann zweifellos vergoldet bekommen. Seine Majestät hat meinen Ausführungen zugestimmt, jedoch geltend gemacht, daß Rußland, wenn es erführe, daß ein Bündnis bestehe, sofort hier im Lande mit allen Mitteln agitieren und gleichzeitig Bulgarien aufhetzen würde. Ich habe Seiner Majestät erwidert, daß Rumänien sich gegen solche Agitationen wohl zu wehren vermöchte und daß im übrigen der Dreibund hinter ihm stände.

Schließlich bat ich den König, doch vor allem auf die öffentliche Meinung und Presse einwirken zu lassen, damit das Terrain vorbereitet würde.

Seine Majestät hat noch bemerkt, er sei mit Italien in Verbindung getreten, um festzustellen, ob dieses etwa Truppen per Bahn gegebenenfalls zur Verfügung stellen könnte.

Wie ich gestern vertraulich erfuhr, soll russischer Gesandter heute hier Erklärung abgeben, daß Rußland die Vernichtung Serbiens nicht dulden werde. Herr Poklewski hat sich mir gegenüber in ähnlichem Sinne ausgesprochen. Französischer Gesandter weilt in Bukarest und soll dort in unerhörter Weise agitieren; wie König mir sagte, habe er antiösterreichische Demonstrationen organisiert, die jedoch verhindert werden sollen.

Werde auch auf Ministerpräsidenten einzuwirken suchen, damit Rumänien Farbe bekenne, wenigstens in der Weise, daß Rußland nicht mehr an neutrale Haltung Rumäniens gegenüber einem Angriff auf Österreich glauben kann.


[Waldburg]



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