1914-08-14-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R 22402
Zentraljournal: 1914-A-17292
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 08/14/1914 12:10 PM
Telegramm-Ankunft: 08/14/1914 11:59 PM
Praesentatsdatum: 08/15/1914 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 499
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Botschafter in Konstantinopel (Wangenheim) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 499.

Constantinopel, den 14. August 1914

Lage ist hier folgende:

Einschüchterungsversuche der Triple Entene werden stündlich stärker. Engländer haben Erlaubnis Einfahrt Dardanellen verlangt, die verweigert wurde. Sie drohen, falls unsere Schiffe ins Schwarze Meer fahren und sich als deutsche Schiffe entpuppen, mit Forcierung, die nach Ansicht Admirals Souchon keineswegs aussichtslos. Franzosen affichieren an Konsulat Siegesnachrichten, Erfolg bei Mülhausen, Einnahme von Kolmar, Fortdauer des belgischen Widerstands in Lüttich, die als amtliche französische Kundgebungen Eindruck machen. Eine französische drahtlose Station auf einem hiesigen Kloster wurde heute entfernt. Rußland verhältnismäßig still. Regierung furchtsam mit Ausnahme Envers, der wie eine Mauer für Deutschland steht und seine Kollegen mitreißt. Franzosen und Russen planen Attentat gegen Enver und Liman. Englische Offiziere immer noch auf türkischen Schiffen, sollen morgen oder übermorgen an Land gehen. Dardanellen sollen nunmehr ganz durch Minen gesperrt werden. Türken verbreiten Nachricht von Ankauf unserer Schiffe, was warme Begeisterung unter türkischem Volk hervorruft und Gegengewicht gegen die Machenschaften Frankreichs und Englands bildet. Heute demonstrierten etwa 50 türkische Frauen im Botschaftspark. Göben und Breslau können, solange Sicherung Dardanellen nicht vervollständigt, nicht ins Schwarze Meer ausfahren und die türkische Vorspiegelung Ankaufs nicht desavouieren, da sonst hier noch Umschwung aus Angst vor England möglich. Admiral Souchon wird von der erlaubten Kriegslist fremde Flagge zu setzen Gebrauch machend, morgen oder übermorgen unter türkischer Flagge kurz vor Konstantinopel erscheinen. Situation ist natürlich nur noch ganz kurz haltbar. Entscheidung Bulgariens und großer deutscher Sieg in Belgien ängstlich von allen Türken erhofft.


[Wangenheim]


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