1914-08-22-DE-003
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Quelle: DE/PA-AA/R 22402
Zentraljournal: 1914-A.H.-186
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 08/22/1914 02:00 PM
Telegramm-Ankunft: 08/22/1914 03:55 PM
Praesentatsdatum: 08/22/1914 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 67
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt (Zimmermann) an das Große Hauptquartier (Jagow)

Telegraphischer Bericht



Nr. 67.

Berlin, den 22. August 1914

Der Kaiserliche Gesandte in Athen telegraphiert:

„Dringend.

Seit mehreren Tagen trifft Griechenland Mobilmachungsvorbereitungen in Mazedonien. In letzten Nächten sind unauffällig erhebliche Teile Athener Garnison im Piräus eingeschifft zur Verstärkung der Grenztruppen; Ziel Salonik oder Drama. Generalstab erklärt auf persönliche Anfrage, daß er über alle Vorgänge in Türkei genau informiert sei und daß nach bestimmten Nachtrichten Türkei erhebliche Kräfte, angeblich 5 Armeekorps in Thrazien sammelt. Wenn diese Truppenbewegungen einen bestimmten Punkt, der nicht fern zu liegen scheint, erreicht haben, sähe sich Griechenland zum Losschlagen gezwungen. Auf meinen Einwurf, daß die Türkei von Griechenland durch Bulgarien getrennt sei, erhielt ich zur Antwort, daß es andere Wege gäbe; es kann damit nur eine Expedition nach Kleinasien gemeint sein. Man zeigte sich auch immer noch sehr beunruhigt durch die Erklärung der Türkei in London, Petersburg und Paris, daß Göben und Breslau nur für Entscheidung der Inselfrage verwendet und von türkischen Mannschaften unter englischen Offizieren besetzt werden sollen.


[Falkenhausen]

Vorstehende Militärattaché auf dem Generalstab gemachte Mitteilungen stehen in allerschärfstem Widerspruch mit allem, was mir König, Venizelos und Streit versichert haben. Es ist mir das positive Versprechen von allen dreien gegeben worden, daß Griechenland, falls Türkei nicht Serbien, sondern nur Rußland angreife, neutral bleiben werde. Noch gestern sprach sich Streit unter Hinweis auf Bukarester Verhandlungen in diesem Sinne aus. Zweifellos ist, daß Frankreich mit allen Mitteln versucht, Griechenland, wenn Türkei losgeht, gegen letztere mitzureißen. Es haben in letzten Tagen, wie gemeldet, lange Besprechungen zwischen Venizelos und französischem Gesandten stattgefunden; jedenfalls macht Frankreich Griechenland weitestgehende Versprechungen, vielleicht sogar Aussicht auf Byzanz. Möglich ist auch, daß türkische Truppenkonzentrationen in Thrazien, deren Zweck nicht deutlich erkennbar, hier nur nervös macht, und daß, wenn Türkei endlich entschiedene Haltung einnimmt und dadurch Situation klärt, man sich hier beruhigt.“

Vier Stellen informiert, Konstantinopel verständigt.


[Zimmermann]



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