1914-09-13-DE-005
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Quelle: DE/PA-AA/R 22402
Zentraljournal: 1914-A.H.-857
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 09/13/1914 07:10 PM
Telegramm-Ankunft: 09/13/1914 09:25 PM
Praesentatsdatum: 09/14/1914 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 401
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt (Zimmermann) an das Große Hauptquartier (Jagow)

Telegraphischer Bericht



Nr. 401.

Berlin, den 13. September 1914

Freiherr von Wangenheim telegraphiert unter 791:

„Bulgarien hat plötzlich telegraphisch verlangt, daß Türkei ihm Rückendeckung gegen Serbien gebe, durch Aufmarsch ihrer Hauptkräfte in Thrazien. Zwei Korps sollen mit bulgarischer Armee gegen Serbien marschieren, die übrigen stehen bleiben, bis Haltung Rumäniens geklärt ist. Geht Rumänien mit, sollen diese Korps mit und durch Rumänien gegen Rußland vorgehen. Nach Envers Überzeugung wird Griechenland eingreifen, obwohl Bulgarien dies vermeiden möchte.

Aufmarsch acht Korps gegen Egypten, der bereits angeordnet war, ist infolge der österreichischen Demarche wieder rückgängig gemacht worden. Enver versprach, Korps wenigstens nicht hierher zu ziehen, bis Stellungnahme Italiens geklärt sei.“

Derselbe unter Nr. 795:

„Bei Enver heute Beratung an der u.a. Liman, Usedom, Souchon, Militärattaché und ich teilnahmen. Enver mitteilte, er habe Bulgarien angeboten, es unter allen Umständen gegen Rumänien zu decken, sodass rumänische Verweigerung, schriftliche Erklärung seiner Neutralität abzugeben, für Bulgarien bedeutungslos werde. Antwort werde er morgen erhalten. Sei Bulgarien marschbereit, so werde es sofort mobilisieren müssen. In 3 Wochen könnte dann Aktion beginnen. Erwogen wurde Landung westlich Odessa, die nach Ansicht der Admirale nur 10 % Chancen hat. Liman scheint aber Enver dafür gewonnen zu haben. Er glaubt, dem Kriegszweck am besten zu dienen, wenn er russisches Korps nach Süden abzieht. Ich trat vor allem für eine Aktion gegen Egypten ein und bekämpfte die österreichischen Bedenken. Die revolutionäre Passivität des Islams, die besonders England mürbe machen werde, sei die Hauptsache. Die Militärs wollten das nicht zugeben. Es wäre erwünscht, daß über die Streitfrage baldigst bestimmte Weisung an Liman ergeht.

Geht Bulgarien nicht mit, so wird türkische Flotte aller Wahrscheinlichkeit nach schon nächster Tage nach Varna, Constantza fahren.“

4 Stellen sind informiert. Sofia und Wien erhalten Auszug. Konstantinopel und Wien werden gleichzeitig instruiert, dass und warum wir österreichische Bedenken gegen egyptische Expedition nicht teilen. Schleunige Weisung Generalstabs an Liman wäre nützlich.


[Zimmermann]



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