1914-09-16-DE-002

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Quelle: DE/PA-AA/R 20170
Zentraljournal: 1914-A.S.-2053
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Praesentatsdatum: 09/16/1914 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 312
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017

Der Geschäftsträger in Bukarest (Waldburg) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht

Nr. 312.

Sinaia, den 16. September 1914

Seine Majestät der König, den ich heute von dem Inhalt des Telegramms Nr. 335 streng vertraulich Kenntnis gegeben habe, zeigte sich sehr befriedigt über die in Aussicht stehende Unterstützung, die Österreich durch deutsche Truppen in Galizien erfahren werde. Höchstderselbe hofft insbesondere, daß dieselben in Lemberg eingreifen werden, um allmählich die russischen Truppen aus der Bukowina herauszubringen. Von dort aus befürchtet man in hiesigen Regierungskreisen eine Invasion der Russen in Siebenbürgen. Es sei der Gedanke ausgesprochen worden, in diesem Fall mit rumänischen Truppen nach Siebenbürgen einzurücken, um die Russen von dort zu vertreiben. Auf meine Bemerkung, ich befürchte, daß dann die Rumänen nicht mehr freiwillig aus dem einmal besetzten Land herausgehen würden, meinte der König, es müßten jedenfalls den dortigen Rumänen weitgehende Konzessionen gemacht werden. Seine Majestät schien gern wissen zu wollen, wie man in Berlin über diesen m.E. etwas bedenklichen Plan seiner Regierung dächte. Zu Höchstseiner ausschließlich persönlichen Information würde der König gern über die Zahl der den Österreichern zu Hilfe gesandten deutschen Truppen unterrichtet werden. Von Petersburg hat der Monarch durch seinen dortigen Militärattaché Nachricht, daß Rußland weniger gegen Deutschland als vielmehr mit ganzer Kraft gegen Österreich vorgehen will.

Ein Eingreifen Rumäniens im gegenwärtigen Augenblick zu unseren Gunsten hat König mit Rücksicht auf die hier herrschende erregte Stimmung für unmöglich erklärt.

[Waldburg]