1914-09-16-DE-003
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Quelle: DE/PA-AA/R 20170
Zentraljournal: 1914-A.S.-2070
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Praesentatsdatum: 09/18/1914 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. A.H. 913/14
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts im Großen Hauptquartier (Jagow) an den Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt (Zimmermann)

Erlaß



A.H. 913/14.

Grosses Hauptquartier, den 16. September 1914

Zur Kenntnis:

Der Kaiserliche Botschafter in Wien telegraphierte unter dem 15. cr. (Nr. 4):

Graf Berchtold bittet mich nachstehendes Telegramm Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph an unseren Allergnädigsten Herrn zu übermitteln:

„Allerhöchstes Telegramm. An Se. Majestät Wilhelm II., Deutscher Kaiser und König von Preussen.

Wien, am 15. September 1914 Deutschland, Grosses Hauptquartier.

Nummeres. 40 M.K.S.M.

Mein Armee-Oberkommandant meldet mir Deinen Entschluß, 9 Deiner Divisionen mit Bahn nach Galizien abgehen zu lassen.

Ich gebe meiner Freude hierüber Ausdruck.

Denn wenn auch durch diesen Kraftzuschuß das meiner Armee gegenüber stehende russische Übergewicht noch nicht ausgeglichen wird, so ist nun doch auf einen günstigen Ausgang der Kämpfe in Galizien zu hoffen, insbesondere dann, wenn es Dir möglich wäre, noch weitere Kräfte nach Galizien zu senden, wenn auch Deine Armee in Frankreich bereits glänzende Erfolge errungen hat, so wird doch erst im Osten die endgültige Entscheidung über den grossen Kampf fallen, den wir gemeinsam durchzufechten haben.


In treuester Freundschaft

Franz Joseph.“


Hierauf ist geantwortet worden.

Antwort auf Tel. Nr. 4.

Allerhöchstes Telegramm für Seine Majestät den Kaiser Franz Joseph:

„Dein Telegramm habe Ich mit wärmsten Dank erhalten.

In der Meldung Deines Armee-Ober-Kommandanten muß insofern ein Irrtum untergelaufen sein, als Ich leider nicht 9, sondern zunächst nur 5 Divisionen aus Ostpreussen nach Südostschlesien abgehen lassen kann. Wenn auch infolge dieser Reduktion Meiner Truppen in Ostpreussen die Gefahr eines neuen russischen Einbruchs in diese Meine Provinz nicht ausgeschlossen bleibt, habe Ich im Interesse der gemeinsamen Sache Mich doch gern zu dieser Maßregel entschlossen und freue Mich, dass Meine Truppen zu gemeinsamem Zweck mit den Deinen kämpfen können. Ob die Abgabe weiterer Truppen jetzt schon möglich sein wird, läßt sich erst in einigen Tagen übersehen. Zeit wird dadurch nicht verloren, da die Eisenbahntransportstrassen doch belegt sind.

Der Schlüssel für den Ausgang des Krieges gegen Russland liegt in der Hand Rumäniens; die Bemühungen des Königs sein Land mitzureissen, sind bisher an dem Widerstand der Minister und der öffentlichen Meinung gescheitert, welche wie Du weißt, leider sehr verstimmt gegen Österreich und Ungarn ist. Ich hoffe, dass es Deiner Regierung gelingt, die Rumänen doch noch zum Eingreifen zu gewinnen. Dann können wir, so Gott will, einem glücklichen Ausgang dieses schweren Kampfes entgegensehen.

Mit herzlichem Gruß in treuester Freundschaft


Wilhelm.“

Jagow




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