1914-09-21-DE-004
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Quelle: DE/PA-AA/R 20170
Zentraljournal: 1914-A.S.-2116
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Praesentatsdatum: 09/22/1914 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 418
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Botschafter in Wien (Tschirschky) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 418.

Wien, den 21. September 1914

Antwort auf Telegramme Nr. 602, Nr. 603.

Auf heute früh eingegangene analoge Meldung Prinzen Hohenlohe’s hatte Graf Forgach schon mit Herrn Tisza Lage telephonisch besprochen und ungarischen Ministerpräsidenten dringend nahegelegt, den Rumänen in Ungarn noch weitere Konzessionen zu machen. Ich habe mit allen mir zu Gebote stehenden Mitteln dem Grafen Berchtold vorgestellt, daß angesichts ernster militärischer Lage und alles dessen was auf dem Spiel stehe, etwas von seiten des Herrn Tisza für die Rumänen geschehen müsse. Nach Lage der Dinge in Bukarest könnten die den Rumänen zu gewährenden Konzessionen auch nicht mehr davon abhängig gemacht werden, daß Rumänien sich aktiv an unserer Seite beteilige. Sie müßte spontan erfolgen, damit wenigsten Neutralität Rumäniens erreicht würde.

Graf Berchtold ist sicher besten Willens, unseren Vorstellungen zu entsprechen. Er sagte, er werde sofort erneut in Herrn Tisza dringen, damit dieser die gewünschten Konzessionen baldigst gebe. Der ungarische Ministerpräsident habe ihm auf seine noch gestern hier in Wien gemachten Vorstellungen erwidert, er würde sich die anderen Nationalitäten in Ungarn, besonders die Slowaken auf den Hals hetzen, wenn er den Rumänen Sonderrechte einräume und er riskiere, daß die slowakischen Regimenter meutern würden. Ich hielt dem entgegen, daß es wohl bis zur Meuterei der slowakischen Regimenter, jetzt wo die Presse nicht wirken könne und politische Agitation nicht möglich sei, nicht kommen werde. Und wenn die Slowaken späterhin politische Forderungen stellen würden, so könne man ja, sei man nur siegreich gewesen, dann machen was man wolle. Übrigens würde es vielleicht weise und im Interesse der gesamten Monarchie gelegen sei, dann auch den übrigen Nationen die politischen Rechte zu gewähren, die für die Rumänen jetzt gewünscht würden. Dieses Argument machte auf den Minister entschieden Eindruck. Er versicherte mich zum Schluß, nochmals alles tun zu wollen, um den Herrn Tisza zu Konzessionen zu bewegen. Ich sagte dem Minister noch, die Erklärung des ungarischen Ministerpräsidenten würde am besten die Überschrift tragen: „An das rumänische Volk in Ungarn oder so ähnlich.“


[Tschirschky]



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