1914-10-12-DE-004
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Quelle: DE/PA-AA/R 1914
Zentraljournal: 1914-A-26385
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Praesentatsdatum: 10/12/1914 p.m.
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Das Nachrichtenbüro des Reichs-Marine-Amts (Jäckh) an das Auswärtige Amt (Zimmermann)

Schreiben



[Informant von Jäckh ist mit großer Wahrscheinlichkeit der Marine-Attaché in Konstantinopel, Hans Humann]

Vertrauliche Mitteilungen vom 29. September1914.

1) Der englische Botschafter hatte gestern eine Audienz beim Khediven nachgesucht. Er hat hierbei dem Khediven im Auftrag des Königs von England gesagt: Die Haltung der Türkei und die Vorkommnisse in Aegypten machten es der Regierung zur Pflicht, ihn aufzufordern, Konstantinopel sofort zu verlassen. Seinen Wohnsitz habe er bis auf weiteres nach eigener Wahl in Palermo, Neapel oder Florenz zu nehmen. Der Khedive antwortete hierauf:. Er danke für diese Mitteilung, hätte aber keinerlei Befehle seitens Englands entgegenzunehmen. Nach dem Herausgehen des Botschafters fügte er - so dass dieser es noch hören konnte - hinzu: Man hält mich für einen Mahatatscha von Indien, sie werden sehen, dass sie sich täuschen.

Die so kategorische Ablehnung des Khediven ist für den englischen Botschafter eine Ueberraschung gewesen, auf die er nicht vorbereitet war.

Diese Antwort, die vorher mit der türkischen Regierung verabredet war (an deren Zustandekommen auch die deutsche Botschaft mitgewirkt hat), ist zweifellos ein Ereignis von grosser politischer Tragweite. Der Khedive hat selbstverständlich damit alle Brücken abgebrochen. Diese feste Haltung wird gerade mit Rücksicht auf seine in früheren Jahren stets zweifelhafte Stellungsnahme in Aegypten einen guten und nachhaltigen Eindruck machen.

Es verdient ferner hervorgehoben zu werden, dass der Khedive sofort dem Grossvesir von dem Verlauf der Audienz offiziell Kenntnis gegeben hat

2) Der persönliche Adjutant des Kriegsministers bestätigte mir gestern die Nachricht von dem Erscheinen grösserer Truppenmengen an der aegyptischen Grenze. Es handelt sich - auch aus anderen Quellen bestätigt - um arabische Beduinen, die von türkischen Offizieren geführt werden. Die Oberleitung liegt in den Händen von Muntis Bey, einem schneidigen Draufgänger, der früher Envers Adjutant und später Stabschef bei den Kämpfen in Tripolis war.

Die Stammeshäuptlinge der arabischen Stämme haben Mumtis Bey als Vertreter Envers den Treueid geleistet.

Besonders wichtig ist, dass diese Expedition von dem Senator der arabischen Provinzen, Abdurrachman Pascha, begleitet wird.

Nach Angabe eines hiesigen, scheinbar gut informierten Offiziers sind an dieser Expedition verschiedene Stämme beteiligt, von denen einer z.B. in der Lage sein soll, bis zu 100000 Mann ins Feld zu stellen.

3) Die italienische Regierung hat gestern ihrer hiesigen Botschaft telegraphisch mitgeteilt, dass es ihrem tatkräftigen Einspruch bei der rumänischen Regierung gelungen ist, diese zu veranlassen, aus ihrer korrekten neutralen Haltung nicht herauszugehen. Auch von anderer Seite werden gleichlautende Zusicherungen des rumänischen Ministerpräsidenten bestätigt.

Zu Illustrationen der allgemeinen Haltung Italiens ist es nicht uninteressant, zu hören, dass England zum Beginn des Krieges die Neutralität Italiens mit einer sehr scharfen Note erstrebt hat, in der sogar mit der Beschiessung offener, italienischer Städte gedroht wurde. England hat ferner, um die italienischen Truppen zu binden, nicht nur grosse Geldmittel, sondern auch ansehnliche Mengen von Waffen und Munition unter den Eingeborenen der italienischen Kolonien Tripolis, Erytrea verteilen lassen.

Vertrauliche Mitteilung vom 1. Oktober 1914.

1) Botschafter hat aus Berlin gestern ein Telegramm erhalten (das mir bisher nicht gezeigt worden ist), in dem er aufgefordert wird, die Türkei auf die Bedeutung der U-Boote für den modernen Seekampf - illustriert durch die Tat des U 9 - hinzuweisen. Zugleich soll darauf angespielt werden, dass der Besitz und die Erhaltung Ägyptens für die Türkei auch gegen England wohl möglich wäre, wenn eines Tages die türkische Marine genügend U-Boote besitzt.

2) Der Grosswesir ist in einer Unterredung mit dem Botschafter auf ein früheres Gespräch - betreffend einen deutschen Stützpunkt im Mittelmeer - zurückgekommen. Er hat dem Botschafter etwa gesagt: ein Stützpunkt für Deutschland würde sich wohl kaum im Mittelmeer finden, aber man könne ein Abkommen mit der Türkei treffen, bei dem Deutschland in irgendeiner Form den Schutz der Türkei zur See übernimmt. Stützpunkt wäre dann das Marmarameer, und es würden die Dardanellen dieser Schutzflotte ebenso offen stehen, wie jetzt in diesem Kriege. Auf jeden Fall müsse man die Engländer aus Ismid (neue anglo-türkische Staatswerft) herauswerfen.

(Es scheint, dass nach dem Bruch mit England das Ministerium aus der neuen politischen Phase gewisse Konsequenzen gezogen bezw. sich mit ihnen abgefunden hat. Die notwendige Folge ist eine neue Einschätzung der Anwesenheit unserer Schiffe. Aus dieser resultiert der an sich sehr praktische Gedanke, den maritimen Schutz der Türkei einer verbündeten Macht anzuvertrauen. Der ständige Hinweis unsererseits auf den deplorablen Zustand der türkischen Kriegsschiffe mag vielleicht auch zu dieser Einsicht geführt haben, dass die Türkei auf Jahrzehnte hinaus nicht in der Lage sein wird, die moralischen und finanziellen Kräfte aufzubringen, die für die Schaffung einer kriegstüchtigen Flotte notwendig sind.)

3) Der österreichische Botschafter erhielt heute eine Athener Depesche des dortigen Gesandten. Hiernach erklärt der griechische Ministerpräsident demselben, dass Griechenland seine Neutralität unbedingt bewahren wolle, auch in einem Kriege, welcher die Türkei mit Russland verwickeln würde, vorausgesetzt, dass hierbei nicht wichtige griechische Interessen verletzt werden. Auch im Falle eines Krieges zwischen Rumänien und Bulgarien würde Griechenland nicht eingreifen, wenn die Türkei Griechenland bei dieser Gelegenheit nicht auf den Fuss tritt. Es besteht für Griechenland keinerlei Verpflichtung zu einem solchen Eingreifen. Der österreichische Gesandte setzt seiner Depesche hinzu, daß die öffentliche Meinung Griechenlands zusehends gegen eine kriegerische Aktion Griechenlands sich vermehre. Trotzdem Venizelos vollkommen in englischen Händen ist, muss er dieser Strebung Rechnung tragen.

4) Der Polizeichef von Pera näherte sich heute Nachmittag, während ich mit dem Kabinettchef des Khediven frühstückte, letzterem und sagte ihm, er hätte soeben gehört, dass ein grösserer Dampfer mit Cement beladen im Suez-Kanal versenkt worden sei, doch habe er keine offizielle Nachricht.

5) Die Hohe Pforte hat durch eine Cirkularnote den Großmächten ihre Friedensabsicht und ihre Wünsche, die Neutralität zu bewahren, zur Kenntnis gebracht. Auf die Beschwerden Englands antwortete der Grosswesir, dass die Zusammenziehung türkischer Truppen an der ägyptischen Grenze nicht aus kriegerischen Absichten, sondern nur um die Grenzen gegen alle Möglichkeiten sicher zu stellen, erfolgt sei. Was den Uebertritt von Beduinen auf aegyptisches Gebiet betrifft, so versicherte der Grosswesir, dass dies Nomaden seien, welche oft ihren Aufenthalt in der Wüste verändern und für die Pforte eine Verantwortung ablehnen müsse. Im gleichen Sinne antwortete der Grosswesir dem russischen Botschafter auf die Vorgänge an der russisch-türkischen Grenze.

6) In Komiteekreisen gewinnt die Ansicht, daß ein Krieg der Türkei unausbleiblich sei, an Boden. Man rechnet damit, daß die Feindseligkeiten nach 10 Tagen beginnen. Sogar der Finanzminister Djavid, welcher jetzt die Unmöglichkeit sieht, mit den Franzosen zusammenzugehen, zeigt sich kriegerisch [der Satz vom Auswärtiges Amt mit Ausrufungszeichen kommentiert]. Man versteht dies aus seinem Ton und aus den Meinungen, die er von sich giebt. Er versicherte gestern dem Präsidenten der türkischen Staatsschuldenverwaltung, dem Engländer Sir Adam Block, dass die Türkei einen Krieg wirtschaftlich ein Jahr aushalten könne.

7.) Eine soeben hier eingetroffene Meldung sagt, dass der für gestern angesetzte Kronrat in Bucarest verschoben worden ist.

8.) Die österreichische Botschaft hat heute Abend ein Telegramm bekommen, dass in Rumänien das Standrecht erklärt worden ist.

Vertrauliche Mitteilung 2. X. 14.

1) Der Minister des Innern, Talaat Bey, liess mir heute früh sagen, man möge den Drohungen der Entente-Mächte keine Bedeutung beimessen. Die Meerengen bleiben geschlossen.

Einem meiner sicheren Gewährsmänner sagte der Minister des Innern ebenfalls heute, die Konzentration der türkischen Truppen an den russischen und ägyptischen Grenzen wird nicht vermindert, sondern vermehrt werden. Diese Entscheidung sei vollkommen kategorisch.

2.) Ich erfahre durchaus zuverlässig, dass die Botschafter der Entente-Mächte versucht haben, die Hohe Pforte dazu zu bewegen, ein oder zwei amerikanische Kriegsschiffe in den Hafen von Konstantinopel zu bringen unter dem Vorwande, dass Amerika ein neutrales Land sei, die amerikanischen Schiffe könnten die Pflichten der Schiffe erfüllen, welche die Kriegsschiffe der Grossmächte während des Balkankrieges hier hatten, d.h. sie sollten die Fremden unter Umständen protegieren. Die Hohe Pforte antwortete mit einer glatten Ablehnung auf diesen offiziösen Versuch.

Besprechung mit Enver Pascha am 2. Oktober 1914.

1.) Dardanellenschließung: Enver Pascha teilt in dieser Hinsicht vollkommen die Auffassung der deutschen Regierung bezw. des Reichsvertreters in Bucarest. Für ihn liege das Wesentliche der Schliessung der Meerengen vornehmlich in zwei Punkten: die Möglichkeit Rumänien wirtschaftlich und politisch in die Hände der verbündeten Mächte zu bekommen; ferner der Abschluss Russlands von allen Subsidien aus europäischen Ländern. Russland habe zur Waffeneinfuhr zwar jetzt noch den Eisenbahnweg Dedeagatsch-Warna. Dort gäbe es aber genügend Banden, die durch Brückensprengungen und anderweitige Störungen des Eisenbahnwegs einen tatsächlichen Transport bald illusorisch machen könnten.

Die Haltung des Kabinetts in der Dardanellenfrage sei fest. Sollte sich dies ändern, so sei wenigstens vorläufig nichts zu befürchten, denn vor einem Beschluss zur Oeffnung der Dardanellen müsse man doch erst konstatieren, dass tatsächlich keinerlei Schiffe der Tripleentente eine nähere oder weitere Blockade ausüben (und das sei schwierig und langwierig); ferner müsse man mehrere Hundert Minen entfernen und das sei bei der unbedingt notwendigen Vorsicht eine Arbeit, die Monate dauern könne.

2.) Der rumänische Gesandte Manu hat den amerikanischen Botschafter Morgentau aufgesucht (Enver meinte, weil er neutral und somit wohl objektiv ist), um ihn zu fragen, was wohl die Türkei unternehmen werde, wenn Rumänien die russische Kriegsführung unterstützt. Morgentau hat darauf geantwortet, dass nach seinen Informationen die Türkei dann zweifellos eine feindselige Haltung gegen Rumänien einnehmen werde.

Manu hat dann später Enver Pascha eine ähnliche Frage vorgelegt unter Hinweise auf eine wohl sicher zu erwartende Neutralität Bulgariens, die einen Angriff auf Rumänien doch ausschliesse. Enver Pascha habe darauf ihn gebeten, nicht übersehen zu wollen, dass die Türkei jetzt eine starke Flotte besitzt, mit der sie in kürzester Zeit die rumänischen Hafenstädte vernichten könne.

3.) Frankreich und Russland haben beim Grosswesir gegen die Sperrung der Dardanellen protestiert. Der Grosswesir hat ihnen darauf geantwortet, sie möchten sich deswegen bei ihrem englischen Verbündeten bedanken. An eine Öffnung der Dardanellen sei, wie die Dinge jetzt liegen, zunächst nicht zu denken.

4.) Enver Pascha ist der Ansicht, dass die Getreidevorräte Rumäniens (über die man nach Schliessung der Dardanellen jetzt mehr oder weniger verfügen könne) fast ausschliesslich Österreich und Deutschland zugute kommen. Die Türkei sei in dieser Hinsicht hinreichend versorgt, Die Ernte sei in diesem Jahr besonders günstig ausgefallen und betrage 20% über Normal. Er habe Vorsorge getroffen, dass in Kleinasien das verfügbare Militär und die zahlreichen Arbeitsbataillone in großem Stil zu Wegebauten und zur Ausbesserung der vorhandenen Fahrstrassen verwendet werden. Besonders die schwierige Strasse über den Taurus würde verbessert, um eine bequeme Verbindung zur südlichen Türkei sicherzustellen. Er habe ferner in Italien 100 Lastautomobile bestellt, die bestimmt sind, die inneren Distrikte des Landes mit der Bahn zu verbinden, um somit den Lebensmitteltransport nach jeder Richtung sicherzustellen. Besonders hervorzuheben seien unter diesen neuen Verbindungen: Aleppo-Bagdad. Ferner Angora-Cesarea-Sivas-Samsun. Von dort auch nach Erzingan.

Er lasse ferner eine neue Bahn anlegen Rodosto-Murakli-Adrianopel; die sei sozusagen eine Fortsetzung der Bahn Smyrna-Panderma. Die Türkei würde dann künftighin für einen Aufmarsch nach Norden über zwei Bahnlinien verfügen. (Es handelt sich um ein bereits fertiges, auch vom Parlament bewilligtes Projekt.)

5). Nach den letzten Aushebungen hat die Türkei nunmehr etwa 300000 Mann unter den Fahnen, ausschliesslich die Arbeiter-Bataillone. In diese habe er alle unsicheren Kantonisten, Griechen, Armenier pp. gesteckt.

Bei dieser grossen Mobilisierung habe ihm immer der Gedanke vorgeschwebt, dass die Opfer, die das Volk dafür bringt, vornehmlich seiner völkischen Erziehung zugute kommen sollen. Ihm steht das jetzige Beispiel Deutschlands vor Augen: rastlose Opferfreudigkeit aller, Hingabe der ganzen Person, wenn es das Vaterland gilt. Ein Volk, das dies nicht kann, sei heute nicht existenzberechtigt. Es sei ein schweres Werk, diese höchste und wichtigste Tugend dem Staate Abdul Hamids beizubringen; aber es sei notwendig. Der Balkankrieg sei seiner Ansicht nach hauptsächlich aus dem Grunde verloren worden, weil damals jeder an sich dachte, keiner an das Vaterland. Im Volk müsse sich der Gedanke festsetzen, dass Nichts-Tun schimpflich ist, wenn das Vaterland sich in Gefahr befindet.

6.) Notizen zur jetzigen Lage: Khedive hat den vorsichtigen Versuch gemacht, die Zustimmung der Türkei zu seiner Rückkehr nach Aegypten zu erreichen. Enver hat dies kategorisch verweigert. Hat auch, um ihn zu kompromittieren, die hier anwesenden Chefs der Aegyptischen Nationalpartei zu ihm geschickt, mit der ausdrücklichen Anweisung, dem Khediven zu sagen, dass er sie schickt.

[Punkt 7 nicht vorhanden]

8.) nach Indien entsandte türkische Offiziere sind dort eingetroffen. der Führer ist einer der besten Mitarbeiter Envers.

Auch in Ägypten scheinen seine Emissäre angekommen zu sein. Er hat zwar keine Nachrichten von ihnen, hat aber auch nichts von Verhaftungen gehört, die ihm alle aus durchaus sicherer Quelle gemeldet werden.

Auch in Marokko sind seine Vertrauensleute eingetroffen, darunter der Senator el Baruni. 5 Offiziere, die früher schon in Marokko gekämpft haben, sind bereits in Fez. Weitere folgen mit einem Verwandten des Sherifs von Mekka.

Besprechung mit Enver Pascha am 3. Oktober 1914.

Enver Pascha gab mir auf eine diesbezügliche Frage zu, dass er sich in Geldschwierigkeiten befindet. Die gesamte Armee inclusive Offiziere ist auf Halbsold gesetzt. Im Kabinett hat er deshalb grosse Schwierigkeiten gehabt. Besonders Djavid Bey hat versucht, ihn zu einer teilweisen Demobilisierung zu zwingen. Er hat auch, um dem Kabinett entgegenzukommen, in der ganzen Geldangelegenheit bereits in vielem nachgeben müssen. Weiter wolle und könne er aber nicht gehen, ohne die Leistungsfähigkeit der Armee zu schwächen.

Enver Pascha hat im Kabinett die Frage einer Unterstützung durch Deutschland aufgeworfen. Der Ministerrat fürchte aber durch die direkten Subsidiengelder in Abhängigkeit von Deutschland zu geraten; er hat daraus den Ausweg einer Anleihe vorgeschlagen, mit der man einverstanden war, ihm persönlich sei die „Form“ der Unterstützung gleichgültig, denn ihn interessiere nur das Ziel. Wie man es erreiche, sei schliesslich Nebensache.

Enver Pascha braucht Geld, da seine Vorbereitungen besonders gegen Ägypten ins Stocken geraten. Diese seien jetzt so weit fortgeschritten, dass vom VIII. Korps (Damaskus) Station der Hedschas-Bahn gegenüber der ägyptischen Grenze.) [Satz unvollständig] Der Brücken-Train für zwei Divisionen würde gerade hingeschickt. Er soll zur Ueberschreitung des Suezkanals dienen.

Gegen eine Verteidigung des Suezkanals durch englische Kriegsschiffe - mit der man wohl rechnen müsse - wolle er Haubitzen verwenden. Zwei Haubitzenbatterien habe er jedoch nur. Die herunterzuschicken habe er bisher gezögert, angesichts der unschlüssigen Haltung von Bulgarien und Rumänien. Zwei weitere 15 cm. Schnelladehaubitzen, die seit längerer Zeit bei Krupp bestellt sind, können erst im Februar - Mai geliefert werden; das sei natürlich zu spät. Er habe durch Botschafter und Militärattaché versucht, von der deutschen Heeresverwaltung Haubitzen zu bekommen. Leider vergeblich. 2 - 3 Haubitzbatterien könnten bei dem ungeheuren Geschützpark des deutschen Heeres keine allzu grosse Rolle spielen. Für ihn seien sie von unersetzlichem Wert, da seine Feldgeschütze gegen gepanzerte Schiffsziele wirkungslos sind. Die Haubitzen sind ihm daher für Unternehmungen gegen Aegypten bezw. den Suezkanal von grösster Wichtigkeit und er wäre dankbar, wenn der Botschafter ihm für eine schleunige Beschaffung aus Deutschland behülflich sein wolle.

Enver Pascha braucht ferner Geld für die Lieferung der in Italien bestellten Lastautomobile (siehe meine Meldung vom 2.10. Ziffer 4,). Ein grosser Teil dieser Lastautomobile sei bestimmt, den Etappendienst der Expedition gegen Aegypten sicher zu stellen. (Im Tripoliskriege hat sich dies System - Automobiletappe bis nach Aegypten hinein - glänzend bewährt.) Ausserdem sollen die Lastautomobile die Haubitzen ziehen. Er habe ferner für die Expedition die hiesigen Motor-Sprengwagen eingezogen, um sie zum Wassertransport zu verwenden. Ein solcher Sprengwagen ersetzt ihm über 100 Kamele.

Scheik Iben Reschid, der Chef der nordarabischen Stämme, hat sich ihm für Unternehmungen gegen Aegypten zur Verfügung gestellt. Der braucht auch Geld um loszumarschieren.



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