1914-11-06-DE-009
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Quelle: DE/PA-AA/R 19921
Zentraljournal: 1914-A-30028
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Praesentatsdatum: 11/08/1914 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 359
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Botschafter in Wien (Tschirschky) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Bericht



Nr. 359.

Wien, den 6. November 1914

Hilmi Pascha, der jeder Zeit die Ansicht vertreten hat, dass die Türkei an der Seite Deutschlands fechten müsse, um die letzte sich bietende Gelegenheit zu benutzen, sich vor der russischen Erdrückung zu befreien, ist hoch erfreut über den Beginn der Feindseligkeiten. Er hofft dass es gelingen wird, die russische Flotte dauernd in Sebastopol mit Hilfe von Minen eingeschlossen zu halten um mit Erfolg Truppen an der Küste bei Odessa und Reni zu landen. Es komme in erster Linie darauf an, die Russen in Europa zu fassen, um Oesterreich-Ungarn und Deutschland zu entlasten. Sei Russland in Europa besiegt, so falle alles andere Wünschenswerte der Türkei dann von selbst zu.

Er höre zu seiner Freude von seinen arabischen Freunden dass der Zusammenschluss der Araber und Türken jetzt vollkommen sei gegenüber den Engländern. Der Vorstoss auf den Suezkanal werde von sehr günstigen Folgen auf die Stimmung alle Mohammedaner, bis nach Indien sein. Nur müsse er von vornherein mit überlegenen Kräften durchgeführt werden, denn jeder, auch noch so geringe Misserfolg der türkischen Waffen, besonders im Anfang, würde die günstige Stimmung der Mohammedaner in Egypten umschlagen lassen. Die Anzettelung eines allgemeinen Aufstandes in Egypten würde er für nicht zweckmässig halten. Abgesehen davon, dass die Fellachen kein geeignetes Material für ein energisches Unternehmen bildeten, auch nicht genügend Waffen zur Verfügung ständen und die Verteilung auch einer geringen Menge derzeit kaum möglich sei, würde, falls eine Aufstandsbewegung gelänge, die Gefahr vorliegen, dass diese sich gegen alle Europäer ohne Unterschied richten, ein fürchterliches Blutbad zur Folge haben und auch enorme deutsche und türkische Werte zerstören würde. Entscheidend sie ein Niederschlagen der englischen Truppen durch die reguläre türkische Armee und gleichzeitig die Beiseiteschaffung der höheren englischen Beamten in Egypten. Die Beduinen, die beim Vormarsch zum Suezkanal gute Dienste leisten könnten, solle man ja nicht nach Egypten hinein lassen da sie überall und ohne Unterschied morden und rauben und die Egypter dadurch an die Seite Englands drängen würden.


[von Tschirschky.]



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