<Enver Pascha hält an seiner Absicht fest, seinen Bruder Nuri zu den Senussi zu senden, um deren Kriegslust gegen England anzufeuern, außerdem aber, um sie zu überzeugen, daß die Türkei und der Islam überhaupt in Italien den Bundesgenossen Deutschlands und Österreichs und deshalb auch denjenigen der Türkei zu erblicken hätten. Enver verspricht sich von der Mission seines Bruders die größten Erfolge, namentlich gegen Egypten, dessen westliche Grenzen ganz offen seien, während die östliche Grenze stark verteidigt sei. Ohne die Senussi sei Ägypten schwer zu erobern.
Marquis Garroni traut Enver Pascha. Leider aber besteht gegen ihn in Italien ein tief eingewurzeltes, wahrscheinlich von unseren Gegnern genährtes Mißtrauen. Es wäre von der größten Bedeutung, wenn es gelänge, die italienische Regierung von der Nützlichkeit der Reise Nuris zu überzeugen. Der Genannte würde … (Gruppe unverständlich) … so über Rom reisen und mit italienischem Geleitbriefe die Cyrenaika durchreisen müssen. Falls die Reise über Italien untunlich … (Gruppe unverständlich) …, würde Enver uns dankbar sein, wenn wir seinen Bruder auf anderem Wege, etwa über Spanien, zu den Senussi brächten. Er legt den allergößten Wert darauf, daß gerade Nuri reist.
Eine offizielle Kundgebung des Sultans oder der türkischen Regierung, wonach Italien als befreundete und indirekt verbündete Macht zu behandeln ist, dürfte demnächst erscheinen. Zu realer Konzession an Italien ist die Pforte gegenwärtig schwer zu bewegen. Dagegen würde sie derartige Konzessionen, wie Abtretung Solums, vielleicht auch des Dodekanes, Interessensphären in Kleinasien etc. wahrscheinlich machen, wenn Italien in das türkische Bündnis mit uns einträte. Für Italien bietet sich jetzt eine nie wiederkehrende Gelegenheit, sich mit der Türkei in einer Weise zu arrangieren, die selbst seinen weitestgehenden Ansprüchen gerecht würde. Marquis Garroni scheint einer derartigen Verständigung durchaus geneigt. Ich glaube, der italienischen Regierung bei einer Verständigung gerade jetzt die nützlichsten Dienste leisten zu können.>
Am Anschluß an Telegramm Nr. 986.
Der K. Botschafter in Konstantinopel telegraphiert unter Nr. 1393: