1914-11-23-DE-004
Deutsch :: de
Home: www.armenocide.net
Link: http://www.armenocide.net/armenocide/ArmGenDE.nsf/$$AllDocs/1914-11-23-DE-004
Quelle: DE/PA-AA/R 20173
Zentraljournal: 1914-A-31961
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 11/23/1914 01:50 PM
Telegramm-Ankunft: 11/23/1914 03:45 PM
Praesentatsdatum: 11/23/1914 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 832
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Botschafter in Wien (Tschirschky) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 832.

Wien, den 23. November 1914

Mannesmann ersucht mich, nachstehendes zu melden.

Hilmi Pascha äußert sich, daß wichtigster Punkt, sichere Verbindung mit Türkei bedroht ist. Nachdem von russischen Truppen in Donaumündung 20000 Mann nach Odessa geworfen, sind nach Hilma Pascha neuerdings 50000 Mann per Bahn in Reni an Pruthmündung angekommen, außerdem 125000 Gewehre und Munition für Serbien. Nach Hilmi Paschas Ansicht ist Österreich ohne bulgarische Hilfe heutiger Situation in Serbien nicht gewachsen. Falls obige 50000 Mann in Serbien eintreffen, ausgeschlossen, daß Bahn Belgrad-Nisch in absehbarer Zeit frei wird. Unabhängig von Hilmi Pascha eingezogene vertrauliche Nachrichten hiesiger österreichischer Freunde beurteilen Lage in Serbien weit weniger optimistisch als offizielle Stellen. Ansichten über Stärke der Serben schwanken zwischen 200 und 300 Tausend. Hauptverteidigungsbasis der Serben noch nicht erschüttert. Beide Buxtons Nisch gereist, angeblich um Serbien zum freiwilligen Verzicht auf Mazedonischen Teil Neuserbiens zu Gunsten Bulgariens zu veranlassen, wodurch Bulgarien definitiv für uns verloren wäre. Hiesiges Hauptquartier unserer Ansicht Notwendigkeit Forcierung Donauecke, will 18 cm Kanonen und etwa 6000 Mann Landsturm von nördlichem Donauufer Orsova zusammenziehen. Nach meiner Meinung völlig ungenügend für Lösung Aufgabe. Mindestens 20000 erforderlich. Daher Detachierung deutscher und österreichischer in Ausbildung begriffener Truppen oder mindestens Kriegsfreiwilliger notwendig. Freiherr von Hötzendorf ablehnte österreichische Kriegsfreiwillige. Bei hiesiger Langsamkeit und Entschlußlosigkeit sehe ich einzige rationale Lösung in sofortiger Akzeptierung Vorschläge Ludwig Roselius, da große Gefahr, daß sonst Verbindung Türkei verloren geht.


[Tschirschky]



Copyright © 1995-2024 Wolfgang & Sigrid Gust (Ed.): www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved