1914-11-23-DE-006
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Quelle: DE/PA-AA/R 20173
Zentraljournal: 1914-A-32030
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 11/23/1914 09:00 PM
Telegramm-Ankunft: 11/23/1914 11:45 PM
Praesentatsdatum: 11/24/1914 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 835
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Botschafter in Wien (Tschirschky) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 835.

Wien, den 23. November 1914

Graf Berchtold, der sich bisher oft die Frage vorgelegt hat, ob es für die Gesamtlage nützlicher sei, wenn Bulgarien eingreife oder nicht, ist nach Lage der Verhältnisse jetzt der entschiedenen Ansicht, daß eine volle Sicherheit dafür, daß Bulgarien auf unserer Seite bleibt, nur dann besteht, wenn es mit uns marschiert. Das Schwanken des Königs, der, wenn auch persönlich von der Notwendigkeit der entschiedenen Parteinahme für den Dreibund überzeugt, doch sich von der öffentlichen Meinung und den Ereignissen drängen lassen will, und die mit erneuter Wucht einsetzenden Anstrengungen der Entente-Mächte ließen immerhin die Möglichkeit zu, daß Bulgarien mit der Zeit noch andere Wege einschlagen könnte, als an unserer Seite vorzugehen. Graf Berchtold würde es deshalb lebhaft begrüßen, wenn die Pläne des Herrn Roselius in Berlin gutgeheißen würden und dieser Vollmacht zum Handeln erhalte. Mit diplomatischen Mitteln werde man in Sofia keinesfalls zum Ziele kommen, das hätten die letzten Monate gelehrt, der augenblicklich günstige Stand unserer Operationen in Polen, so erfreulich er an sich sei, dürfe uns nicht abhalten, alle sich bietenden Sicherheiten für den endlichen Sieg zu schaffen. Die Entlastung der Türkei an ihrer Westgrenze, wo die guten in Adrianopel stehenden Truppen frei würden und die Hinderung weiterer russischer Truppennachschübe die Donau aufwärts seien auch große Vorteile, die ein aktives Eingreifen Bulgariens zeitigen würde.

[Tschirschky]



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