1914-11-26-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R 22403
Zentraljournal: 1914-A.H.-2548
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 11/26/1914 03:25 AM
Telegramm-Ankunft: 11/26/1914 05:30 AM
Praesentatsdatum: 11/26/1914 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 108
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt (Zimmermann) an das Große Hauptquartier (Bethmann Hollweg)

Telegraphischer Bericht



Nr. 108.

Berlin, den 26. November 1914

Antwort auf Tel. Nr. 402 und mit Bezug auf mein Tel. Nr. 75.

Der Kaiserliche Botschafter in Konstantinopel telegraphiert unter Nr. 1425:

„Nachdem Enver Pascha vertraulich mitgeteilt war, dass die Attachierung Zekki Paschas an die Allerhöchste Person untunlich sei, hat Enver seine Bitte um Ueberlassung des Feldmarschalls Freiherrn von der Goltz erneuert. Zu dieser Haltung, die mit der in Telegramm Nr. 1240 skizzierten Ansicht Envers nicht ganz übereinstimmt, ist letzterer wohl dadurch bestimmt worden, dass er dem Marschall von Liman das Kommando über die verstärkte Kaukasusarmee zugedacht hatte und dass dann beim Oberkommando der strategische deutsche Berater fehlen würde. Nicht nur bei der Regierung, sondern auch in türkischen Offizierskreisen wird der Wunsch nach Freiherrn von der Goltz immer allgemeiner.

Bezüglich Zekkis ist Enver der Meinung, dass dieser auf eine Stelle, wie sie hier Freiherr von der Goltz einnehmen würde, keinen Anspruch hat und sich mit der solchen eines Militär-Attachés im Hauptquartier begnügen müsse. Nach Lage der Dinge befürworte ich dringend die Entsendung des Feldmarschalls.“

Gleichzeitig telegraphiert mir Freiherr von Wangenheim privat unter Nr. 1426:

„Nachdem die Ansicht Liman von Sanders’, dass die Türkei unter keinen Umständen losschlagen würde, sich als unrichtig erwiesen hat, hat der Marschall seine persönlichen Beziehungen zu mir vollständig abgebrochen und verfolgt sämtliche Botschaftsmitglieder mit den unglaublichsten Chikanen. Ratschläge oder Warnungen, die ihm von Seiner Majestät dem Kaiser oder im Allerhöchsten Auftrage erteilt werden, bleiben gänzlich wirkungslos.

Je schwieriger die Lage hier wird, umsomehr macht sich die Disharmonie zwischen den leitenden Stellen fühlbar. Durch die häufig unumgänglich notwendige Verständigung mit der Militär-Mission durch Mittelpersonen wird unnütze Zeit verloren. Darunter leiden die von uns geplanten Unternehmungen. Der Zwist zwischen der Botschaft und Militär-Mission ist hier jetzt allgemein bekannt und schwächt das deutsche Prestige. Enver selbst möchte diesen Mangel beseitigen und verlangt ausserdem nach dem Rat eines wirklich fähigen Strategen; Liman hält er nur für einen guten Organisator. Freiherr von der Goltz würde für Türken, Botschaft und Militär-Mission selbst eine Erlösung bedeuten.“

Danach darf in angelegentlich schleunige Entsendung des Freiherrn von der Goltz nach Konstantinopel und Zulassung Zekkis als Militär-Attaché im Hauptquartier befürworten.


[Zimmermann]



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