1914-12-16-DE-004
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Quelle: DE/PA-AA/R 20174
Zentraljournal: 1914-A-34947
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 12/16/1914 01:00 AM
Telegramm-Ankunft: 12/16/1914 03:17 AM
Praesentatsdatum: 12/16/1914 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 1627
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Botschafter in Konstantinopel (Wangenheim) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 1627.

Konstantinopel, den 16. Dezember 1914

Der nach Wien versetzte bulgarische Gesandte machte mir heute seien Abschiedsbesuch. Dabei äußerte er sich mit großer Erregung über die jüngste österreichische Niederlage in Serbien. Die österreichische Kriegsführung habe aus höfischen Gründen Truppen zur Eroberung des strategisch unwichtigen Belgrad detachiert und damit ihre Hauptfront geschwächt. Jetzt sei auch Belgrad und überhaupt ganz Serbien für Österreich verloren. Das Versagen Oesterreichs werde in der ganzen slavischen Welt, die schon an Rußland zu verzagen begonnen hätte, einen ungeheuren Eindruck machen, den rumänischen Kriegshetzern den Rücken stärken und auch auf die Stimmung in Bulgarien nicht ohne Wirkung bleiben. Es schien mir als ob Herr Toscheff sogar eine Erschütterung des Kabinetts Radoslawoff befürchtete. Auf meine Bemerkung, daß ein serbischer Sieg die mazedonischen Hoffnungen Bulgariens begraben müsse, zuckte er mit den Achseln. Auf meine Frage, welchen Eindruck das Erscheinen österreichischer oder deutscher Truppen an der bulgarischen Grenze hervorbringen würde, erwiderte er lachend: „Diese Frage bedarf keiner Antwort; dann haben Sie nicht nur im Balkan, sondern überhaupt den ganzen Krieg gewonnen.“

[Wangenheim]



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