1915-01-24-DE-005
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Quelle: DE/PA-AA/R 20176
Zentraljournal: 1915-A.S.-320
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 01/24/1915 07:30 PM
Telegramm-Ankunft: 01/25/1915 12:03 AM
Praesentatsdatum: 01/25/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 74
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Gesandte in Athen (Quadt zu Wikradt und Isny) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 74

Athen, den 24. Januar 1915

Im Anschluß an Telegramm Nr. 71 {A.S. 301}

Geheim.

Da hier über Entscheidung Griechenlands nichts mehr zu erfahren war, habe ich Venizelos gesagt, ich hätte aus Bukarest etwas gehört, wie wenn England Rumänien und Griechenland veranlassen wollte, Serbien zu Hilfe zu kommen, und fragte, ob eine entsprechende Sondierung vorgenommen worden sei und welche Antwort er gegeben habe. Venizelos erwiderte, auch ihm seien Nachrichten zugekommen, daß ein solcher Schritt bevorstände. Gemacht sei er bis jetzt noch nicht worden. Soeben verlasse ihn der englische Gesandte. Venizelos habe ihn gefragt, ob er ihm eine Mitteilung zu machen habe. Sir Francis Elliot habe geantwortet, vorläufig nicht, vielleicht in ein paar Tagen. Ich frage Venizelos, was für eine Stellung er einzunehmen beabsichtige. Der Premierminister erwiderte, die Demarche sei noch nicht gemacht und er könne sich deshalb noch nicht über Entscheidungen aussprechen. Ich erwiderte, ob ich hiernach zu der Annahme berechtigt sei, daß er von dem Standpunkt, Griechenland werde nur dann eingreifen, wenn Bulgarien Serbien angreifen würde, unter Umständen abgehen würde. Venizelos war diese Frage sichtlich unbequem. Er erwiderte, man habe sich hier mit dem Gedanken vertraut gemacht, neutral bleiben zu können. Wenn jetzt Serbien zerschmettert würde, würde dies hier große Beunruhigung verursachen, schon weil dann wahrscheinlich Bulgarien gleichfalls Serbien angreifen würde. Er würde dringend wünschen, daß Österreich nichts mehr gegen Serbien unternehme und könne vollends nicht verstehen, warum Deutschland Österreich gegen Serbien unterstützen wolle. Ich erwiderte, Österreich sei durch die Sachlage gezwungen, erneut offensiv gegen Serbien vorzugehen. Serbien habe uns den Krieg erklärt und müsse die sich daraus ergebenden Folgen tragen. Venizelos meinte, Krieg würde durch einen Sieg Österreichs gegen Rußland und nicht gegen Serbien entschieden, auch könne Österreichs Prestige nicht dauernd durch erlittene Niederlage in Serbien geschädigt werden, da es gleichzeitig gegen Rußland zu kämpfen habe. Ich lehnte bestimmt diese Auffassung ab, betonte im übrigen, ebenso wenig wie früher könnten jetzt Griechenlands Interessen durch österreichischen Vormarsch in Serbien bedroht werden.

Behalte Angelegenheit im Auge.


[Quadt]



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