1915-02-25-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R 20179
Zentraljournal: 1915-A.S.-801
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Praesentatsdatum: 03/01/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 80
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Gesandte in Bukarest (Bussche) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Bericht



No. 80

Bukarest, den 25. Februar 1915.

3 Anlagen

Auf Erlass No. 117 vom 18.d.M.

Euerer Exzellenz beehre ich mich anbei einen Bericht des Militärattachés vom heutigen Tage über den Nachrichtendienst am Schwarzen Meer zu übersenden. Ich bemerke dabei, dass es meines Erachtens auffallen würde, wenn wir jetzt in Constantza und Sulina, wie in einem Privatschreiben des Geheimen Legationsrats Mathieu an Konsul Tjaben angeregt wird, Berufskonsulate errichten würden.


Bussche
[Zimmermann am 4. 3. an stv. Chef des Admiralstabes der Marine]

E.E. beehre ich mich auf das gef. Schreiben v. 9. v.M. - B. 1697 III - zu erwidern, daß ich (insert aus Eing. A.S. 559 -m.m.-) [1915-02-09-DE-002] werde und die in Betracht kommenden Ks. Vertretungen erst neuerdings wieder mit den erforderlichen Weisungen versehen habe. Wegen des von Admiral Souchon unterm 29. Januar d.J. zur Sprache gebrachten Falls habe ich den K. Gesandten in Bukarest zu einer Aeusserung aufgefordert. Den darauf erstatteten Bericht nebst Anlage darf ich Ew. pp anbei zur gefl. Kntn. abschriftlich übersenden.

Anlage

Bukarest, den 25. Februar 1915

Militär-Attaché No. 61

An den Kaiserlichen Gesandten Herrn Freiherrn von dem Bussche Hochwohlgeboren.

Zum Erlass des Auswärtigem Amtes vom 18.2.1915 No. 117 betreffend Nachrichten über die russische Flotte auf dem Schwarzen Meere.

Man darf mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass der Vorgang, auf welchen sich der Bericht des Herrn Chefs des Admiralstabes der Marine bezieht, niemals stattgefunden hat. Weder der österreichische Konsul in Sulina, noch meine Vertrauensleute in Galatz und Tulcea noch auch die rumänischen Zeitungen haben irgend etwas über den Aufenthalt russischer Schiffe in Sulina berichtet. Mein österreichischer Kollege sagte, es sei absolut ausgeschlossen, dass das Erscheinen russischer Schiffe in Sulina nicht sofort vom österreichischen Konsul gemeldet worden wäre. Meine Vertrauensleute in Tulcea und Galatz erklären auf das bestimmteste, dass sie die 24stündige Anwesenheit russischer Schiffe in Sulina sofort erfahren und gemeldet haben würden. Ebenso undenkbar ist es, dass ein so aussergewöhnliches Ereignis nicht in den Zeitungen gestanden haben sollte.

Die Nachricht ist auch deshalb unwahrscheinlich, weil seit Ausbruch des russisch-türkischen Krieges fast alle für Serbien bestimmten Transporte per Bahn bis Reni gehen und dann in Donauschiffe verladen werden, mithin Schiffe, die Kriegsmaterial für Serbien führen, auf dem Schwarzen Meer zu den grössten Seltenheiten gehören. Vor allem aber existiert die angebliche Neutralität Rumäniens in Wirklichkeit garnicht. Die rumänische Regierung hat von Anfang an eine entschieden russen- und serbenfreundliche Haltung eingenommen und auch gar kein Hehl daraus gemacht, dass sie dies thut. Die Hafenbehörden in Sulina würden also voraussichtlich den russischen Schiffen das grösste Entgegenkommen gezeigt und ihnen ruhig erlaubt haben, auch länger als 24 Stunden in dem schützenden Hafen zu verweilen.

Die Nachricht ist zweifellos von einer Seite lanciert worden, die ein Interesse daran hatte, die Neutralität der rumänischen Regierung als durchaus korrekt hinzustellen.

Was die Beobachtung der Schwarzen Meerflotte betrifft, so habe ich mich dauernd bemüht, Nachrichten zu beschaffen und schnell nach Konstantinopel gelangen zu lassen. Ich habe auch mehrfach versucht, einen gut funktionierenden Meldedienst einzurichten, aber keiner meiner Versuche hat zu einem befriedigenden Resultate geführt.

Am 6. Februar habe ich dem Herrn Chef der Mittelmeerdivision mitgeteilt, dass der türkische Konsul in Konstantinopel [Konstantza?] und die österreichischen Konsuln in Konstantza und Sulina angewiesen seien, jede Bewegung russischer Kriegs- und Handelsschiffe, überhaupt alles was sie über die russische Flotte erführen, so schnell als möglich nach Konstantinopel zu drahten.


Bronsart
Oberstleutnant im Generalstabe und Militär-Attaché in Bukarest.



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