1915-03-03-DE-008
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Quelle: DE/PA-AA/R 20179
Zentraljournal: 1915-A.S.-831
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 03/03/1915 02:50 AM
Telegramm-Ankunft: 03/03/1915 10:55 AM
Praesentatsdatum: 03/03/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 234
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Gesandte in Athen (Mirbach) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



No. 234.

Athen, den 3. März 1915.

Ihre Majestät die Königin ließ mich in später Abendstunde noch zu sich rufen und mitteilte mir in tiefster Bestürzung und Erregung, daß sich die Lage innerhalb der letzten Stunde so rasch kritisch gestaltet habe, daß sie kaum noch eine Hoffnung sehe.

Seine Majestät der König und Venizelos durch das Phantom „Byzanz“ vollkommen geblendet und verstandsmäßigen Erwägungen kaum noch zugänglich, seien jetzt so gut wie entschlossen, mit der Entente nach Konstantinopel zu gehen, „wenn nicht in letzter Stunde noch ein Wunder geschehe“.

Morgen findet großer Conseil unter Zuziehung aller früheren Ministerpräsidenten statt, die übrigens, wie Ihre Majestät zu wissen glaubt, sämtlich auf dem Standpunkt stehen, daß es Ehrenpflicht des Hellenentums sei, bei der Befreiung Konstantinopels mitzuwirken.

Ihre Majestät äußerte in großer Ergriffenheit, Sie hoffe immer noch, daß von Berlin günstige Antwort auf die Königlichen Wünsche eintreffe, wodurch die Katastrophe vielleicht noch zu vermeiden sei.

Sie wage kaum auszudenken, wohin dieser „Wahnwitz“ und „verbrecherische“ Politik noch führen solle.


[Mirbach]
[Notiz Jagow 2.3.]

Wir werden ein Beruhigungstelegramm nach Athen senden und ich habe mir Théotoki [Theotoky] für heute Nachmittag bestellt.



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