1915-03-05-DE-003
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Quelle: DE/PA-AA/R 20179
Zentraljournal: 1915-A-8038
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 03/05/1915 11:30 AM
Telegramm-Ankunft: 03/05/1915 01:53 PM
Praesentatsdatum: 03/05/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 117
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der AA-Vertreter im Großen Hauptquartier (Treutler) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



Nr. 117.

Gr. Hauptquartier, den 5. März 1915.

Antwort auf Telegramm Nr. 35 {A 7878}.

Bitte Allerhöchstes nachstehendes Telegramm durch die Kaiserliche Gesandtschaft Athen an S.M. dem König von Griechenland gelangen zu lassen:

„Lieber Tino, Dein Telegramm, das ich soeben erhalten, hat sich offenbar mit dem Meinigen von gestern gekreuzt. Ich kann Dir nur wiederholen, daß ich es nicht verstehen könnte, wenn Griechenland sich in eine so halsbrecherische Politik stürzen würde, wie es die Aufgabe der Neutralität zu Gunsten der Ententemächte sein würde. Ihr müßt Euch doch klar darüber sein, daß eine russische Herrschaft in Byzanz für Griechenland gefährlicher sein würde als die türkische. Andererseits würde ja Griechenlands Teilnahme am Kriege gegen die Türkei für Bulgarien ein willkommenes Signal sein, nach Cavalla zu gehen. Zuwartende Neutralität ist für Griechenland die einzig richtige Politik; sich von Volksstimmungen treiben zu lassen, ist immer verhängnisvoll, das lehrt hundertfach die Geschichte! Du weißt, wie viel Beweise meines freundschaftlichen Interesses für Griechenland ich schon gegeben habe und ich werde diese Politik - soweit sie nur immer mit unseren Kräften und Interessen vereinbar ist - fortsetzen. Stets bin ich für die Schonung des griechischen Elements in Kleinasien eingetreten und habe nicht gezögert, für die Überlassung der Inseln an Euch zu stimmen. Ebenso habe ich immer in Sofia dahin gewirkt, daß Bulgarien nicht gegen Griechenland vorgehen soll.

Eine Bedrohung der epirotischen Grenze Griechenlands ist doch höchstens in dem Fall überhaupt denkbar, daß Italien gegen die verbündeten Zentralmächte losschlüge.

Euren finanziellen Wünschen werde ich gern entgegenkommen, wenn dafür Sicherheit der für uns wohlwollenden Neutralität Griechenlands geboten wird.

Herzlichen Gruß auch an Sophie.

Wilhelm.“


[Treutler]



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