1915-04-01-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R 20181
Zentraljournal: 1915-A.S.-1407
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Telegramm-Abgang: 04/01/1915 12:32 PM
Telegramm-Ankunft: 04/01/1915 02:15 AM
Praesentatsdatum: 04/01/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 236
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der AA-Vertreter im Großen Hauptquartier (Treutler) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht



No. 236 vom 31. III.

Gr. Hauptquartier, den 1. April 1915.

Antwort auf Telegramm Nr. 238{A.S. 1377}.

Conrad hat an Herrn von Falkenhayn telegraphiert, den bei Aktion gegen Serbien für deutschen General beanspruchten Oberbefehl könne Österreich mit Rücksicht auf den Erzherzog Eugen nicht konzedieren, auch könnte die erbetene, übrigens absolut nötige Ausrüstung der deutschen Divisionen mit Gebirgsgeschützen von Österreich nicht geleistet werden, es werde sich deshalb empfehlen, die deutschen Divisionen in Karpathen zu lassen und Österreich, das dadurch mehr aus den Karpathen abziehen kann, allein mit Bulgarien und Türkei auf Serbien anzusetzen. Herr von Falkenhayn hat geantwortet, dies werde nicht möglich sein, da voraussichtlich Bulgarien und namentlich Türkei deutsche Kooperation verlangen würden. Ich riet auf formellen Oberbefehl zu verzichten und tatsächlich durch Stabschef Leitung in der Hand zu behalten.

Der aus Teschen hierher berufene Graf Kageneck hat Herrn von Falkenhayn gesagt, die Österreicher werden wahrscheinlich sich defensiv in Karpathen halten können.

General von Falkenhayn bat festzustellen, wie Euere Exzellenz - die Beteiligung Bulgariens vorausgesetzt - sich den modus procedendi in Sofia vorstellen. Ihm schwebe für das Militärische Abschluß einer Militärkonvention vor durch einen besonders zu entsendenden Offizier, eventuell durch Herrn von Leipzig. Die Hauptsache bleibe ja aber doch die grundsätzliche Bindung Bulgariens, deren tunlichst rasches Zustandekommen außerordentlich erwünscht ist; nach Ansicht des Generalstabes braucht Bulgarien 17 Tage zur Mobilmachung und zirka 8 bis 10 Tage zum Aufmarsch. Ende April soll die Donau bereits passierbar sein, vorher ist wegen Schneeschmelze keine Operation denkbar.

Die Drohung der Entente, daß diplomatische Beziehungen abgebrochen werden sollten, wenn Bulgarien ein einfaches Recht jedes neutralen Staates ausübt, sollte doch von Ministerpräsidenten, wenn er wirklich uns wohlgesinnt ist, benutzt werden, um den König zu einem Entschluß in unserem Sinne zu bringen.


[Treutler]



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