1915-04-04-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/R 20180
Zentraljournal: 1915-A.S.-1473
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Praesentatsdatum: 04/05/1915 p.m.
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Reichskanzler (Bethmann Hollweg) an das Auswärtige Amt

Erlaß


Berlin, den 4. April 1915.

Abschrift.

Mitteilungen des Generals von Falkenhayn über sein heutiges Gespräch mit General Conrad von Hötzendorft.


* * *

Auf Anfrage, wie sich General Conrad den „Separatfrieden“ mit Rußland denke, hat er erklärt:

1. Daß er sich diesen Frieden selbstverständlich nur als in Gemeinschaft mit uns abgeschlossen vorstelle. Wollte Österreich für sich Frieden mit Rußland machen und sollte ihm das wirklich gelingen, so würde ein solcher Frieden nur eine Galgenfrist bedeuten, nach deren Ablauf Österreich aufhören würde als Macht zu existieren. Österreich denke gar nicht an einen solchen Frieden.

2. Auf die Frage General Falkenhayns, wie man sich in Wien bei einem gemeinschaftlich mit uns abgeschlossenen russischen Separatfrieden die Lösung der serbischen Frage vorstelle, hat General Conrad erwidert, die serbischen Ansprüche seien, nachdem das Land durch die mehrjährigen Kriege aufs äußerste geschwächt sei, sehr gering, Serbien würde mit dem status quo ante zufrieden sein, zuzüglich freier Hand in Albanien, was Österreich zugestehen würde.

Herr von Falkenhayn erklärte mir auf ausdrückliches Befragen, daß er in dieser Hinsicht den General Conrad nicht missverstanden habe, je er habe sogar den bestimmten Eindruck gehabt, daß Conrad diese Frage mit Burian besprochen habe.

3. General Conrad weiß nichts davon, daß Wien mit Petersburg verhandelt habe.

Zu der italienischen Frage hat General Conrad bemerkt, daß wenn Italien außer dem Trento auch die Isonzolinie fordern sollte, Wien sie gewähren werde.

Sollte es zum Kriege kommen, so werde Österreich gegen den italienischen Einmarsch nichts tun, sondern die wenigen Landesschützen und den ganz alten Landsturm, die es an der italienischen Grenze stehen habe, einfach zurückziehen.

Endlich hat Conrad dem General von Falkenhayn zugesagt, daß die österreichischen Truppen sich in den Karpathen halten würden.

Gegenwärtig ist nach der übereinstimmenden Ansicht beider Generale eine Aktion gegen Serbien ausgeschlossen, weil die Donau viel zu hoch ist, um überschritten werden zu können.


[Bethmann Hollweg]



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