1915-05-16-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R 20185
Zentraljournal: 1915-A.S.-2365
Erste Internetveröffentlichung: 2012 April
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1911.01-1915.05
Praesentatsdatum: 05/17/1915
Zustand: A
Letzte Änderung: 06/17/2017


Der Generalstabschef (Falkenhayn) an den Vertreter des AA im Großen Hauptquartier (Treutler)

Schreiben


Gr. Hauptquartier, den 16. Mai 1915

Abschrift

Euer Exzellenz bitte ich, erwägen zu wollen, ob es sich nicht empfiehlt, in Bukarest an demselben Tage, an dem es sicher werden sollte, daß Italien sich am Kriege gegen uns vorläufig nicht beteiligen wird, etwa folgende Mitteilung zu machen. Ich gebe sie in dem mir zweckmäßig erscheinenden Wortlaut, weil diese Form die kürzeste ist.

„Wie der Königlich Rumänischen Regierung bekannt sein wird, ist durch die jüngsten Ereignisse in Galizien ein sehr großer Teil des russischen Heeres teils vernichtet, teils entscheidend geschlagen, teils zu einem auflösenden Rückzug gezwungen worden. Daß die russische Armee hiernach noch in absehbarer Zeit den Zentralmächten gefährlich werden könnte, ist ausgeschlossen. Im Gegensatz dazu reicht der russische Einfluß immer noch aus, Deutschland und Österreich-Ungarn sehr unbequeme Schwierigkeiten zu bereiten. Im besonderen ist dies der Fall bei dem auf Rumänien von russischer Seite ausgeübten Druck zur Verhinderung der Verbindung zwischen den Zentralmächten mit Bulgarien und der Türkei und zur Unterstützung Serbiens durch Rußland mit Personal und Material. Gerade diese Tatsachen werden sich bei dem von Deutschland, Österreich-Ungarn, Bulgarien und der Türkei für die nächste Zeit geplanten Vorgehen gegen Serbien unangenehm fühlbar machen. Sie müssen also beseitigt werden. Die nötigen Kräfte dazu stehen, wie der Königlich Rumänischen Regierung bekannt geworden sein dürfte, in den in Ostgalizien und der Bukowina versammelten deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen bereit. Aber freilich würde eine zweckdienliche Operation nur mit Betreten rumänischen Gebiets durchführbar sein. Ein solches Betreten ohne Bewilligung der Königlich Rumänischen Regierung wünschen die verbündeten Mächte zu vermeiden, vorzüglich das Deutsche Reich, das auf das ungetrübte Fortbestehen des viele Jahrzehnte währenden herzlichen Einvernehmens mit Rumänien den größten Wert legt.

Es wird daher vorgeschlagen, daß Rumänien selbst die Abstellung jener Beschwerdepunkte entsprechend den seinerzeit gegenüber Deutschland eingegangenen Verpflichtungen übernimmt, indem das Königreich sofort den Transportweg von Mitteleuropa nach und von Bulgarien über die rumänischen Bahnen ohne jede Beschränkung öffnet, dagegen die Beförderung russischer Transporte auf dem Landwege von und nach Serbien verbietet und endlich gegen die Unterbindung des freien Verkehrs auf dem internationalen Wasserweg der Donau durch serbische Artillerie und Minen, sowie russische bewaffnete Fahrzeuge schärfsten Protest einlegt.

Die Kaiserliche Deutsche Regierung würde dankbar sein, wenn ihr die Antwort auf diese Vorschläge in etwa 2 Tagen zugänglich gemacht werden könnte. Sie braucht bei ihrer stets festgehaltenen Stellung zu Rumänien nicht zu betonen, daß die [sie] es nicht unterlassen wird, sich für eine günstige Entscheidung besonders erkenntlich zu erweisen. Sollte die Königlich Rumänische Regierung aber Bedenken tragen, in eine solche Maßregel zu willigen, weil sie von den Ententenmächten als unfreundlich aufgefaßt werden möchte, ohne doch Rumänien die vollen Früchte einer ganz zweifelsfreien Stellungnahme zu sichern, so kann nur zu dieser geraten werden. Das Eingreifen Rumäniens auf Seiten der Zentralmächte würde ohne jede Gefahr für das Königreich den Krieg im Osten zu einem schnellen Abschluß bringen. Es würde Rumänien nicht nur sehr erheblichen Landzuwachs in altem rumänischen Gebiet, sondern auch den Aufstieg in die Reiche der Großmächte mit einem Schlage sichern.


[v. Falkenhayn]“

An den wirklichen Geheimen Rat Herrn von Treutler, Exzellenz, mit der Bitte um Weitergabe an den Herrn Reichskanzler.



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