1915-07-21-DE-003
Deutsch :: de
Home: www.armenocide.net
Link: http://www.armenocide.net/armenocide/ArmGenDE.nsf/$$AllDocs/1915-07-21-DE-003
Quelle: DE/PA-AA/R 19997
Zentraljournal: 1915-A-
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr.
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Staatsekretär des Auswärtigen Amts (Jagow) an den Gesandten in Bern (Romberg)

Telegraphischer Erlaß


Berlin, den 21. Juli 1915

In Deutschland herrscht nach wie vor feste Entschlossenheit zur Fortführung des Krieges, erforderlichenfalls über den Winter hinaus, und volle Zuversicht in den Enderfolg. Grundstimmung die der bewußten Kraft und ernsten Ruhe; auch die letzten ausserordentlichen Erfolge im Osten haben nicht einen Freudentaumel hervorgerufen sondern nur die frohe Genugtuung über den wirksamen Schutz der Reichsgrenzen gefestigt. Aus dem Fehlen jeder Ueberschwenglichkeit ist auch zu erklären, dass die Kriegsziele massvoll gesteckt sind. Bedauert wird das Vorgehen Italiens gegen Oesterreich-Ungarn. Man hofft, dass es ohne zu herbe Enttäuschungen seitens der neuen Freunde den Weg zu den alten Bundesgenossen zurückfinden wird. In Russland bemerkenswertes Anwachsen revolutionärer Stimmung, auf die wohl auch zunehmende Abbröckelung der Armee zurückzuführen. Die französische Armee kämpft trotz enormer Verluste heldenmütig weiter, lau unterstützt von der englischen Armee, die nur auf Schutz der Küste bedacht. Wachsende Missstimmung der Franzosen gegen Engländer. Geheimes Abkommen zwischen Russland und England, wonach Constantinopel und Dardanellen an Russland, die Inseln Imbros, Lemnos und Tenedos an England fallen, die Küste von Aivalik bis Jenisheher als englische Einflusszonen erklärt, die Festungen Kum-Kalessi und Seddil-Bahr geschleift werden. Griechenland neigt zu Frankreich und England, misstraut Russland. Serbien hält sich sehr geschickt in der Defensive. Rumänien und Bulgarien haben kürzlich geheime Abmachungen mit den Zentralmächten getroffen. In der Türkei ist die Munitionskrisis, die im Juni ihren Höhepunkt erreicht hatte, behoben.



Copyright © 1995-2024 Wolfgang & Sigrid Gust (Ed.): www.armenocide.net A Documentation of the Armenian Genocide in World War I. All rights reserved