1915-07-31-DE-006
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Quelle: DE/PA-AA/R 20189
Zentraljournal: 1915-A.S.-4001
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 07/31/1915 08:05 PM
Telegramm-Ankunft: 07/31/1915 11:20 PM
Praesentatsdatum: 08/01/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 1689
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Botschafter in außerordentlicher Mission in Konstantinopel (Hohenlohe-Langenburg) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Pera, den 31. Juli 1915

Halil Bey hat sich heute nach lebhaftem Drängen bereit erklärt, seinen Kollegen zur Abtretung des ganzen linken Maritza-Ufers einschließlich von Karagatsch, der Vorstadt von Adrianopel, zureden zu wollen unter der Bedingung, daß bulgarischerseits das Verlangen der Abtretung Kirk-Kilisses nicht länger aufrechterhalten werde. Totchkoff , der in den letzten Tagen dieses Verlangen besonders lebhaft betont hatte, erklärte davon nicht abgehen zu können. Ich habe ihn darauf hingewiesen, daß nach meinem bestimmten Eindruck die Türken unter den jetzigen Verhältnissen niemals zur Abtretung von Kirk-Kilisse zu bewegen sein und eher die Verhandlungen abbrechen werden. Es dürfte sich empfehlen dies in Sofia zum Ausdruck bringen zu lassen, damit die Unterhändler mit entsprechenden Weisungen versehen werden.

Im Laufe der Verhandlungen wurde von Herrn von T. ferner immer wieder hervorgehoben, daß Bulgarien garnicht notwendig habe, gegen Serbien loszuschlagen, da ihm von Deutschland schon für die Beibehaltung der Neutralität der Besitz von ganz Mazedonien schriftlich zugesichert worden sei.


[Hohenlohe]
[Jagow am 1.8. an Hohenlohe (1446)]

Wenn Herr Totschkow hervorhebt, daß Bulgarien nicht nötig habe, gegen Serbien loszuschlagen, um ganz Mazedonien zu erhalten, so scheint er seine Unterredungen mit mir völlig vergessen zu haben. Er hat mir fortgesetzt Losschlagen Bulgariens als sicher in Aussicht gestellt. Selbstverständliche Vorbedingung für Erwerb Mazedoniens ist Niederwerfung Serbiens, hierfür ist Cooperation Bulgariens erforderlich. T. hat bei mir seinerzeit gedrängt, Bulgarien müsse Zusage ganz Mazedoniens für bloße Neutralität haben, weil Radoslawow diese Zusage als Gegengewicht gegen Anerbietungen der Entente brauche. Wir haben sowohl in Sofia als auch ich speziell hier mit T. immer auf Treu und Glauben verhandelt. Umsomehr sollte auch T. jetzt in Konstantinopel nicht „orientalisch handeln“, da weder Talaat noch Halil hierfür geeignet sind. Bitte Herrn T. in meinem Namen hieran erinnern. Baron von Wangenheim hat schon in Sofia betont, daß Kirkilisse für die Türkei undiskutabel ist, und Radoslawow hat erklärt, diese Forderung nicht aufrechterhalten zu wollen. Umso befremdlicher ist das Vorgehen des Herrn T.’s.

[In seinem Telegramm v. 1.8. an Sofia (Nr.688) erklärt Jagow u.a.]

Wir haben Verhandlungen sowohl in Sofia wie hier mit Totschkoff auf Treu und Glauben geführt und nicht auf „orientalische Art gehandelt“. Es wäre dringend erwünscht, daß bulgarische Unterhändler auch in Konstantinopel von „orientalischen“ Praktiken ablassen, da sowohl Talaat wie Halil loyale und großzügige Staatsmänner sind.



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