1915-08-14-DE-005
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Quelle: DE/PA-AA/R 20002
Zentraljournal: 1915-A-24060
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 08/15/1915 01:00 AM
Telegramm-Ankunft: 08/15/1915 07:00 AM
Praesentatsdatum: 08/15/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 1797
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Botschafter in außerordentlicher Mission in Konstantinopel (Hohenlohe-Langenburg) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Pera, den 14. August 1915

Für stellvertretenden Generalstab.

Am 12. abends englischer Angriff gegen türkischen nördlichen Flügel zurückgewiesen, sonst 12. und 13. viel ruhiger als vorher. An englischer Landung am 6. August haben teilgenommen 11. und 13. Division 53. und 54. Territorialdivision. Gefangene gemacht von allen Brigaden der 11. Division, dann von 40. 158. 159. 163. Brigade; Gefangene sagen, daß 38. 39. 160. 161. 162. Brigade anwesend sind, desgleichen die 10. Division; von dieser sind aber noch keine gemacht. Reihenfolge der englischen Truppen vom äußersten Norden begonnen 54. 53. 11. und 13., diese teilweise eingeschoben in die der früheren türkischen Nordgruppe gegenüber. Gefangene gemacht. Gefangene sagen, daß vor dem Transport 13. Division in Frankreich, 11. Division in England gewesen. Beide Divisionen sollten gegenseitig wechseln, nach Einschiffung seien sie aber plötzlich nach den Dardanellen transportiert. Alle schon früher an Dardanellenunternehmen beteiligten Truppen erhalten dauernd starken Ersatz, sodaß sie erheblich über Etat sind; sehr gut schlagen sich die Australier und Neuseeländischen Truppen.

Persönliche Ansicht: Lage für Türkei war einige Tage äußerst kritisch, Gefahr augenblicklich vorbei; landen neue starke Kräfte, wird neue Krisis eintreten.

Türkische Verlust groß, besonders durch das ununterbrochene Feuer der Schiffe, da alle deutschen Untersee-Boote seit Wochen dienstunfähig, können sich feindliche Transportdampfer und Kriegsschiffe ganz beliebig bewegen.

Zahlreiche Flieger anstellen durch Bomben in türkischen Feldlagern gelegentlich viel Schaden, Beschießung durch Artillerie erfolglos, weil Spezialgeschütze, Munition, Entfernungsmesser, Schießtechnik mangeln. Bekämpfung müßte daher möglichst ausschließlich durch Kampfflieger erfolgen.

Wir können Dardanellenverteidigung unterstützen durch Entsendung von a.) etwa 10 weiteren Unterseebooten, sodaß auch bei zahlreichen Störungen immer 2 bis 3 Unterseeboote dienstfähig sind. Auch für Schwarzes Meer ist wegen Kohlentransporte immer Bedarf. Da Gefahr im Verzug, können vielleicht einige Unterseeboote aus Adria kommen.

b.) 3 weitere Kampfflieger zu den schon in Aussicht gestellten mit Führern und Beobachtern und je einer Flugzeugkamera. Luftweg von Ungarischer Grenze bis Adrianopel. Fliegeraufnahmen feindlicher und eigener Stellungen sind bis jetzt hier nicht gemacht.

Abschickung des großen Gothaer Kampfflugzeugs möglichst beschleunigen.

c.) Drei Wasserflugzeuge mindesten 150 Ps. für türkische Marine, sodaß Bekämpfung der sehr störenden feindlichen Uboote im Marmarameer energischer erfolgen könnte.

Dardanellenarmee 14. August 5 nachm.

Nachtrag: Auch heute überall ruhig, eben kommt Meldung, daß Gefangene von 10. englischer Division gemacht und anscheinend neue australische Truppen vorhanden sind.

von Lossow.

Gleichlautend v. Treutler für General von Falkenhayn.


[Hohenlohe]



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