1915-08-20-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/R14087
Zentraljournal: 1915-A-24658
Erste Internetveröffentlichung: 2003 April
Edition: Genozid 1915/16
Praesentatsdatum: 08/21/1915 p.m.
Zustand: A
Letzte Änderung: 03/23/2012


Der Direktor des Deutschen Hülfsbundes für christliches Liebeswerk im Orient Friedrich Schuchardt an das Auswärtige Amt

Privatschreiben



Frankfurt a. Main, den 20. August 1915
Der Unterzeichnete erlaubt sich, Ihnen eine Reihe von Mitteilungen zu überreichen, die ihm von durchaus zuverlässigen Personen zugegangen sind, und die ein recht klares Bild abgeben von der Art und Weise wie die türkische Behörde gegen das armenische Volk vorgeht. Die beigefügten Berichte stammen aus deutscher Feder. Ich überreiche sie Ihnen in doppelter Anfertigung und bitte Sie, ein Exemplar davon der Botschaft in Konstantinopel überweisen zu wollen.

Ich möchte ferner bitten, dass die Regierung durch die Deutsche Botschaft veranlasst, dass unseren Schulen die zur Weiterführung notwendigen Lehrkräfte erhalten bleiben.

Es scheint mir im Interesse der Zukunft unserer Arbeit unbedingt notwendig zu sein, mit der Botschaft in Konstantinopel persönlich zu verhandeln und ich beabsichtige deshalb im September nach Konstantinopel zu reisen.

Deshalb möchte ich Sie bitten, mir für diese Reise, so wie Sie es bei unseren Schwestern getan haben, einen Passierschein und Empfehlungsschreiben, der verschiedenen in Betracht kommenden Gesandtschaften (oesterreich-ungarisch, rumänisch, bulgarisch & türkisch) gütigst baldgefl. übersenden zu sollen.

Weitere eingehende Berichte werde ich mir erlauben, Ihnen zukommen zu lassen.

Für alle Bemühungen im voraus dankend zeichnet hochachtungsvoll


F. Schuchardt

[Notiz Mordtmann 3.9. an das Begleitschreiben aus Berlin]

Der Inhalt der meisten Berichte ist hier aus anderem Anlaß bekannt geworden; neu ist u.a. der Bericht aus Diarbekir, woher bis jetzt keine Nachrichten hier vorlagen.

Anlage 1


Abschrift

Marasch, den 6.4.15.

Sehr geehrter Herr Schuchardt,

Gewiss werden Sie nach den Ihnen bisher zugegangenen Nachrichten gemerkt haben, dass wir uns hier in einer ernsten Lage befinden. Heute bietet sich nun eine Gelegenheit, Ihnen die Verhältnisse etwas näher zu schildern.

Seit Anfang März war hier für die Christen eine schwere Zeit, denn durch einen Zusammenstoss der Regierung mit den Räubern (Eschkjar), die immer in den Setunbergen sind, wurden mehrere Gendarmen getötet.

Dies brachte die islamitische Bevölkerung so in Aufregung, dass, wenn der Herr nicht ein Wunder getan hätte, unzweifelhaft eine grosse Metzelei entstanden wäre. Es waren überhaupt schon seit der Mobilisierung sehr bewegte Wochen, denn die Regierung hat durch das Einziehen der Soldaten und das Requirieren der Tiere besonders die Christen oft sehr gedrückt, diese waren immer wieder stille, wenn auch mit Seufzen. Es kam aber endlich die Zeit, wo der Druck zu schwer wurde und man sich zur Wehr setzte. Durch nicht gebührliche Behandlung sind von den zum Militärdienst eingezogenen Christen viele desertiert. Die von den Regierungsbeamten gemachten Versprechungen wurden nicht gehalten, es geschah vielmehr oft das Gegenteil. Die Eingezogenen mussten Hunger leiden, auch wurde viel geschlagen. Endlich wurden ihnen noch die Waffen abgenommen und sie mussten die Uniform hergeben. Dadurch verbreitete sich bei den Mohammedanern die Ansicht, dass es nun Zeit sei, wieder ihre Klingen zum Kampfe gegen die Christen zu schärfen, und sie sprachen diese Meinung auch offen aus. Von der Regierung wurde dem entgegengearbeitet, aber das Gerede hatte kein Ende. Die Furcht vor einer Metzelei legte sich natürlich schwer auf die Gemüter. In Setun zogen sich immer mehr Fahnenflüchtige in die Berge zurück. Die türkischen Beamten haben die Bevölkerung in Setun schon lange hart gedrückt, sodass seit Jahren viele junge Leute in den Bergen leben, die ein Zusammentreffen mit den Gendarmen scheuen. Jetzt wurde der Zustand unerträglich, die Regierung schickte schliesslich Militär gegen Setun, um die Räuber zu fangen. Dadurch kam nach Marasch sofort das Kriegsgericht. Zuerst forderte dasselbe alle Fahnenflüchtigen auf, sich zu stellen. Alle wurden Strafkompagnien zugeteilt und mussten jetzt mit Schaufel und Hacke arbeiten, Wege bauen und drgl. Setun stand in Gefahr zerstört zu werden, aber unser Mutessarif, der ein gerechter Mann ist, hat das verhindert. Die Setunleute sollten die Räuber ausliefern oder ihren Aufenthaltsort angeben, dazu konnten sie sich nicht entschliessen.

Auf Zureden von verschiedenen Leuten in Marasch erbot ich mich nach Setun zu gehen, um die Leute zu beeinflussen, dass sie der Regierung folge leisteten. Da wir Kriegszustand hatten, musste ich zu dieser Reise die Erlaubnis vom Kommandanten haben. Dieser fragte erst beim Mutessarif an und erteilte sie dann. Ich ging mit noch vier Leuten aus Marasch nach Setun, wir hatten Erlaubnis 12 Stunden dort zu bleiben. Ich suchte den Leuten klar zu machen, welchen Gefahren sie entgegengingen, wenn sie der Regierung nicht gehorchten. Meine Absicht war, wenn möglich die Räuber zu bewegen, sich zu übergeben, aber sie liessen nicht mit sich reden und ich musste unverrichteter Sache Setun verlassen. Ich gab dem Mutessarif Bericht, wie ich Setun verlassen hatte. Eine bestimmte Angabe konnte ich ihm machen, nämlich die, wo sich die Räuber befänden. Ich sprach noch verschiedene Male mit ihm und bat ihn, doch die unschuldigen Bewohner von Setun zu schonen. Er versprach es und hat bis jetzt Wort gehalten. Die Räuber wurden dann eingeschlossen und beschossen; 36 von ihnen wurden erschossen, die Uebrigen flohen und werden bis heute verfolgt. Wie es noch enden wird, kann niemand absehen, bis jetzt ist Setun vor einer Beschiessung bewahrt geblieben, und ich hoffe, dass es auch nicht mehr dazu kommt.

Die allgemeine Lage der Christen veranlasste uns Schritte zu tun, damit eine Metzelei verhindert bliebe, deshalb entschlossen wir uns, weil ich Marasch nicht verlassen konnte, Schwester Beatrice Rohner nach Aleppo zu schicken, um Herrn Consul Rössler davon zu berichten, in welcher Gefahr die Christen hier seien und ihn eventuell zu bewegen, hierherzukommen. Herr Konsul kam und hat sich neun Tage hier aufgehalten. Sein Einfluss war schon zu merken, ehe er kam, denn er wurde telegraphisch angemeldet.

Die Partei, die gern ein Massakre gehabt hätte war natürlich sehr ärgerlich darüber, dass es nun nicht dazu kam.


[Karl Blank.]

Anlage 21

Abschrift


In Der el Zor einer grossen Stadt in der Wüste etwa 6 Tagereisen von Aleppo entfernt fanden wir den grossen Chan ganz überfüllt. Alle zur Verfügung stehenden Räume, Dächer und Veranden waren von Armeniern eingenommen. In der Hauptsache Frauen und Kinder, doch auch eine Anzahl Männer hockten auf ihren Decken, wo irgend sie etwas Schatten finden konnten.

Sobald ich hörte, dass es Armenier seien, ging ich hin, um mit ihnen zu reden. Es waren die Leute von Furnus aus der Gegend von Zeitun und Marasch, die da auf engem Raum zusammengepfercht einen überaus traurigen Anblick boten. Auf eine Frage nach Kindern aus unseren Waisenhäusern in Marasch brachte man einen früheren Zögling Martha Karabaschian. Sie erzählte mir folgendes: Türkische Polizisten waren eines Tages nach Furnus gekommen und hatten eine grosse Zahl Männer festgenommen und weggeführt, die Soldaten werden sollten. Wohin man sie brachte, war weder ihnen noch ihren Familien bekannt. Den Zurückgebliebenen wurde gesagt, dass sie innerhalb 4 Stunden ihre Häuser zu verlassen hätten. Soviel sie tragen konnten, war ihnen erlaubt mitzunehmen, ebenso Reittiere, soviel sie deren hatten. Nach Ablauf der gesetzten Frist mussten die armen Leute unter Führung der Soldaten (Saptiehs) aus ihrem Dorf hinausziehen, nicht wissend wohin, oder ob sie es je wiedersehen würden. Anfangs so lange sie noch in ihren Bergen waren und Lebensmittel hatten, ging es ganz gut. Man hatte ihnen Geld und Brot versprochen und gab ihnen das auch in der ersten Zeit, pro Kopf, soviel ich mich erinnere, 30 Para = 12 Pfennige. Sehr bald aber hörten die Rationen auf und es gab nur noch Bulgur 50 Dran = 150 Gramm pro Kopf u. Tag. Auf diese Weise waren die Furnusleute nach 4wöchentlicher beschwerlicher Reise über Marasch und Aleppo in Der el Zor angelangt. 3 Wochen lagen sie schon dort im Chan und wussten nicht, was aus ihnen werden sollte. Geld hatten sie nicht mehr und auch die von den Türken gegebenen Lebensmittel waren sehr spärlich geworden. Schon tagelang hatten sie kein Brot mehr gehabt. In den Städten hatte man sie nachts eingesperrt und nicht erlaubt mit den Einwohnern zu reden. So hatte auch Martha in Marasch nicht ins Waisenhaus gehen dürfen. Traurig erzählte sie mir: wir hatten 2 Häuser und alles mussten wir lassen, jetzt sitzen Muhadschir, aus Europa ausgewanderte Mohammedaner darin. Massakre war in Furnus nicht gewesen und auch die Saptiehs hatten die Leute gut behandelt. Gelitten hatten sie hauptsächlich aus Mangel an Nahrung und Wasser auf dem Marsch durch die glühend heisse Wüste. Als Yailadschi (Bergbewohner) wie sie sich nannten, empfanden sie die Hitze doppelt schwer.

Die begleitenden Saptiehs sagten uns dann, man habe von den weggeführten Männern viele umgebracht und dies sei ja auch das Beste für die Türken. Seit den Massakres hätten die Armenier solchen Hass auf die Türken, dass letztere immer in Angst sein müssten. Man denke jetzt daran, Armenier zum Strassenbau zu verwenden und auf diese Weise sie nach Bagdad weiter zu führen. Nach dem Warum befragt, erklärten die Saptiehs, die Leute hätten in Verbindung mit Russland gestanden. Die Armenier selbst behaupteten, den Grund ihrer Vertreibung nicht zu kennen.

Am nächsten Tag bei der Mittagsrast trafen wir auf ein ganzes Armenierlager. Die armen Leute hatten sich nach der Art der Kurden primitive Ziegenhaarzelte gemacht, unter denen sie rasteten. Zum grössten Teil lagen sie aber schutzlos auf dem glühenden Sand unter sengender Sonne. Der vielen Kranken wegen hatten die Türken einen Ruhetag erlaubt. Etwas Trostloseres wie solche Volksmenge in der Wüste unter den gegebenen Umständen kann man sich gar nicht vorstellen. An der Kleidung konnte man erkennen, dass sie in gewissem Wohlstand gelebt hatten und nun stand ihnen das Elend im Gesicht geschrieben. Brot, Brot war die allgemeine Bitte. Wer die Wüste nicht selbst kennt, kann sich auch nicht annähernd einen Begriff von der Not und Mühsal machen. Sie ist gebirgig aber meist schattenlos. Tagelang führt der Weg über Felsen und ist sehr beschwerlich. Von Aleppo kommend hat man auf der linken Seite stets den Euphrat, der sich wie ein gelber Lehmstreifen dahinzieht, jedoch nicht nahe genug, um aus ihm schöpfen zu können. Unerträglich müssen die Durstqualen der armen Menschen sein und kein Wunder, dass so viel erkranken und sterben. Es waren die Leute von Geben, die man mit ihrem Prediger vertrieben hatte. Dieser erzählte mir, es stürben täglich 5-6 Kinder und Kranke. An diesem Tage hatte man kurz vorher die Mutter eines etwa 9jährigen Mädchens beerdigt, das nun ganz allein stand. Man bat mich flehentlich, das Kind mit ins Waisenhaus zu nehmen. Der Prediger erzählte ganz die gleiche Geschichte, wie das Mädchen in Der el Zor. Auch er hatte binnen 4 Stunden mit seiner Gemeinde von Haus und Hof gehen müssen. Auch in seinem Ort hatte man Soldaten ausgehoben und dann noch für die gute Aufnahme gedankt. Wohin man sie führte, wussten sie nicht und wollten es nun gern von mir erfahren. Es war ihnen eine Freude, mit mir in der armenischen Muttersprache reden zu können. Die sie begleitenden Türken redeten ja türkisch, die Araber der Wüste redeten nur arabisch, das den Armeniern fremd ist. Ich sah da eine 5köpfige Familie mit einem kleinen Eselchen; die Mutter und das Kleinste ritten, der Vater mit den beiden anderen etwa 5&6jährigen ging hinterher. Die Kinder hatten keinerlei Kopfbedeckung. Die Leute von Geben erzählten mir, dass ihnen die Araber Mädchen gestohlen und sich auch sonst an Frauen vergangen haben.

Da es Mittagspause war, packten auch wir unsere Vorräte aus, um zu essen, doch war es angesichts der notleidenden Menschenmenge keine leichte Aufgabe selbst etwas zu essen. Wir gaben, soviel wir nur irgend konnten, und jeder meiner 3 Reisegefährten drückte mir noch stillschweigend eine Medjidje (Mk. 3,50) ”für die armen Leute” in die Hand. Ein Beutel steinhartes Brot aus Bagdad wurde mit grossem Dank angenommen. ”Wir tauchen es in Wasser und dann essen es die Kinder” sagten die beglückten Mütter. Alle waren der Meinung, dass keiner von ihnen Bagdad erreichen würde, sie hielten die Wüste für ihrer aller Grab.

Noch eine Scene fällt mir ein, die einen Begriff von der Not gibt. Einer meiner Begleiter warf eine leere Glasbüchse fort. Ein alter Mann stürzt drauf zu und bittet sie an sich nehmen zu dürfen und dankt dafür. Dann ging er zum Fluss, wusch sie aus und brachte sie mit dem dicken Lehmwasser gefüllt wie einen Schatz sorgsam im Arm gehalten, um sich nochmal dafür zu bedanken. Nun hatte er doch Trinkwasser für den Weg.

Von vielen Segenswünschen begleitet zogen wir endlich weiter, noch alle unter dem Eindruck des Elendes stehend. Am Abend im Dorf angekommen fanden wir wieder solch Armenierlager vor. Diesmal waren es die Leute aus Zeitun. Es war die gleiche Not und die gleiche Klage über Hitze, Mangel an Brot und Belästigung seitens der Araber. Ein im Waisenhaus in Beirut von Kaiserswerther (Schwestern) Diakonissen erzogenes Mädchen erzählte uns in gutem Deutsch von ihren Erlebnissen. Auch sie hatten 4 Stunden Frist gehabt, danach waren sie gegangen, ein Bett und in jeder Hand ein Wassergefäss mit sich führend. So lange sie Geld hatten, ging es ganz gut, sie wurden wohl übervorteilt, konnten aber doch kaufen. Nun waren aber die Mittel zu Ende und bittre Not an der Tagesordnung. Die Frau hatte ein Kind auf dem Arm, dem man ansah, dass es nur noch wenige Tage zu leben hatte und auch für die Gesunden war kein Brot vorhanden. Warum lässt Gott das zu? Warum müssen wir so leiden? Warum schlägt man uns nicht lieber gleich tot? waren ihre Klagen. Wir sind Bergbewohner und können in der Wüste nicht leben. Bei Tag haben wir kein Wasser für die Kinder und diese schreien vor Durst. Nachts kommen die Araber und stehlen unsere Betten und Kleider. Sie haben uns Mädchen genommen und sich an Frauen (vergriffen) vergangen. Können wir auf dem Marsch nicht weiter, werden wir von den Saptiehs geschlagen. Dann kam wieder die eigene Not: ”In unseren Gärten sind jetzt die Beeren reif und unser Getreide ist auch bald so weit, wer wird es ernten? Hier können wir für unsere Kinder nicht einen Apfel kriegen. Ich selbst hatte noch ein Kleid. Gestern verkaufte ich es für 12 Piaster, sind Mk 1,80, um den Kindern Brot geben zu können; die 12 Piaster sind auch hin, was mache ich nun?” Diese Frau erzählte auch, dass andere Frauen sich ins Wasser gestürzt um der Schande zu entgehen; dass Mütter mit ihren neugeborenen Kindern das gleiche getan, weil sie aus der Not keinen Ausweg sahen. Wir gaben auch dieser Frau Geld und kauften alles im Dorfe vorhandene Brot auf. Leider war es nicht sehr viel. Auf der ganzen Wüstenstrasse war Mangel an Lebensmitteln auch für uns, die wir sie doch kaufen konnten durch die vielen hindurchziehenden und in jedem Chan rasteten türkische Soldaten. Auch in Zeitun hat man niemand umgebracht, die Leute wussten von keinem Fall zu erzählen. Man schiebt sie einfach in die Wüste ab und dort gehen viele zu Grunde.

Ein schneller Tod zusammen mit der Familie erscheint den Müttern leichter als langsam dem eigenen und der Angehörigen Hungertod ins Auge zu sehen.

Nach Schätzung meiner Reisegefährten sind wir etwa 3000 solcher Vertriebenen begegnet.

Bei der Ankunft in Aleppo wurde ich sofort nach den Armeniern gefragt und wie es mit deren Verpflegung stünde. Man hat sich in jeder Weise derselben angenommen und sich auch ihretwegen an die Regierung gewandt. Erreicht hat man nur, dass sich ein armenischer Hülfsverein bilden durfte, den die Regierung in Konstantinopel und auch der Vali von Aleppo genehmigt haben. Die Armenier Aleppos haben sofort untereinander eine Summe zur Hilfe aufgebracht und durch das Deutsche Konsulat und diesen Verein können den armen Heimatlosen auch Geld und Lebensmittel und Kleider geschickt werden. Man schätzt die Zahl der von Haus und Hof vertriebenen Armenier dieser Gegend auf 30000.

Am 2. Tage nach Aleppo im Amanusgebirge trafen wir nochmal Armenier. Diesmal die Leute von Hadjin und Umgegend. Sie erklärten uns nach Aleppo zu gehen, weiter wussten sie nichts. Sie waren erst neun Tage unterwegs und erbaten keinerlei Hilfe. Im Vergleich zu denen in der Wüste lebten sie in glänzenden Verhältnissen. Führten Wagen mit, Hausrat, Pferde mit Fohlen, Ochsen und Kühe und sogar Kamele mit sich. Endlos war der Zug, der sich da das Gebirge hinaufzog und ich musste mich fragen, wie lange der Wohlstand wohl anhalten würde. Noch waren sie auf heimatlichem Boden im Gebirge und hatten von den Schrecken der Wüste keine Ahnung.

Es war dies das letzte, was ich von Armeniern sah. Vergessen aber lassen sich solche Erlebnisse nicht und ich gebe sie weiter mit der herzlichen Bitte um Hilfe. Mögen viele der Armenier schuldig sein und selbstverschuldetes Leid tragen, die armen Frauen und Kinder haben unsere Hilfe nötig.


Anlage 3

Abschrift

Adana, den 12.7.1915.

Hochverehrter Herr Schuchardt,

Ich bin seit einigen Tagen hier in Adana. Der Grund meines Hierseins ist Protest bei der Vilajetsregierung dagegen einzulegen, dass mir meine Lehrer wie alle anderen Leute in die Verbannung geschickt werden. Diese Massnahme erstreckt sich auf das ganze Land, die ganze armenische Bevölkerung soll aus ihrer Erwerbstätigkeit gerissen und ihr Besitz ihnen genommen werden, um sie in bisher uncultivierte, wüste Gegenden zu verpflanzen. Es handelt sich um die armenische Bevölkerung des ganzen Landes auch die der Städte, so sind in Adana 13 bis 15000 Armenier von dieser Massnahme betroffen worden. Wenn ich jetzt nach Harunije zurückkomme ist der Ort vielleicht von Armeniern leer, alles ist hinweggetrieben worden.

Die Dörfer um Marasch herum sind leer und in diesen Tagen soll Marasch ausgeräumt werden. Ich hörte von Marasch, dass dort die Post seit einiger Zeit keine Briefe mehr für Deutschland annimmt. (Durch 4 Wochen wurde von der türkischen Post nichts fürs Ausland angenommen). Es sieht überaus traurig aus und unsere Arbeit ist in Gefahr. Es mag sein, dass sich der Ausführung des Planes Hindernisse in den Weg stellen, so hörten wir heute, dass in Osmanje in dem Lager der Ausgewiesenen Cholera ausgebrochen sei. Das ist natürlich sehr leicht möglich, wenn man sieht in welchen Massen das Volk zusammenkommt. Die Leute auf dem Lande hatten mit der Ernte begonnen, sie, die ihre Felder mit Fleiss bestellt hatten, mussten alles angefangen liegen lassen, die Gärten waren bestellt und die Obstbäume trugen reiche Früchte, jedoch nicht für sie, die fort müssen. Die Leute haben ungeheure Verluste gehabt, ihren Hausrat und ihr Vieh mussten sie verschleudern, denn nur das Allernotwendigste konnten sie mitnehmen. Die armen Menschen, und unter ihnen sind viele schwangere Frauen, Säuglinge und Kranke, ja sogar Blinde und Lahme! Sie konnten sich für die Reise nicht einmal mit passender Kleidung und besonders Schuhwerk versehen. Barfuss ziehen die meisten Kinder auf der heissen, staubigen Strasse dahin und bald werden die kleinen Füsse verbrannt und wund sein.

Man wird nun fragen, warum die türkische Regierung dies tut. Es geschieht aus militärischen Gründen wegen der Sicherheit des Landes. Man glaubt, dass falls die Engländer hier einbrechen sollten, die Armenier zu einer Gefahr werden, indem sie zu jenen hinüberschwenken. Leider muss ich ja sagen, dass einzelne Anlass zu solchen Vermutungen gegeben haben, und soweit Gerüchte von Wan und Musch hierherdringen, scheint es dort so gewesen zu sein. Sie haben dort, wie man sagt, mit den Russen zusammen gegen die Türken gekämpft. Aber wie dem auch ist, die hier befolgte Praxis ist barbarisch und kommt einer Dezimierung des Volkes gleich. Ich habe an den Botschafter ein ausführliches Schreiben gerichtet und ihn gebeten, die Härten zu mildern. Was für Werte in den Städten vernichtet werden, ist garnicht abzusehen, und viele Betriebe werden eingestellt werden müssen, da ihnen die Arbeitskräfte, die anderweitig nicht zu ersetzen sind, entzogen werden. Was für Werte befinden sich in den von Armeniern geführten kaufmännischen Geschäften. An ein Verkaufen oder Versteigern der Waren wird nicht zu denken sein, es wird alles stehen und liegen bleiben müssen, um solchen zuzufallen, die nicht daran gearbeitet haben. Die Türken bereichern sich diesmal mehr als bei irgend einem Massaker in früherer Zeit und sie brauchen sich die Güter nicht zu erkämpfen, sondern sie fallen ihnen mühelos in den Schoss.

Was unsere Kinder anbetrifft, so hoffe ich dieselben doch vor dem Schicksal auf die Landstrasse hinaus und in eine ungewisse Zukunft hineingeschickt zu werden bewahren zu können. Sie sind jetzt zu richtigen Waisen geworden, bis dahin hatten immer noch einzelne einen Onkel eine Großmutter, oder sonstige Verwandte, aber jetzt ist alles für sie verloren und die Häuser, aus denen sie hervorgegangen sind u. jeder andere Besitz von Garten u. Feld sind nunmehr in türkischen Händen.


[B. von Dobbeler.]

Anlage 4

Abschrift

Entilli, 15. Juli (1915)

Die Armenier werden alle expropriiert, es ist ein Elend ohnegleichen.

Es ist ein grosses Wandern und für viele in das Verderben in Not und Tod. Die armen Menschen!


[B von Dobbeler.]

Anlage 52

Abschrift

Im Vilajet Aleppo sind die Bewohner von Hadschin, Scheer, Albistan, Göksun, Tascholuk, Seitun, sämtlicher Alabaschdörfer, Geben, Schivilgi, Furnus und Nebendörfer, Fundatschak, Hasssanbeli, Charne, Lappaschli, Dörtjol und anderer ausgewiesen und werden kolonnenweise in die Wüste geschickt, unter dem Vorwand, dort angesiedelt zu werden.

Das Dorf Tel Armen (an der Bagdadbahn nahe Mossul) mit Nebendörfern ca. 5000 Einwohnern wurden bis auf wenige Frauen und Kinder massakriert. Man warf die Leute lebendig in die Brunnen oder verbrannte sie. Ein deutscher Major war Augenzeuge dieser Greuel. Angeblich soll ein Freiwilligen-Korps die Greuel verübt haben.

Man sagt, die Armenier sollen zur Besiedelung der Ländereien 25-30 km. abseits der Bagdadbahn dienen. Da aber nur Frauen und Kinder verbannt werden, da alle Männer mit Ausnahme der alten im Kriege sind, so ist das gleichbedeutend mit Mord der Familie, da keine Arbeitskräfte, kein Geld usw. zur Urbarmachung des Landes vorhanden sind. Ein Deutscher begegnete einem ihm bekannten christlichen Soldaten, der auf Urlaub von Jerusalem kam; der Mann irrte am Euphrat umher und suchte seine Frau und Kinder, die angeblich in jene Gegend verschickt waren. Solchen Unglücklichen begegnet man auch oft in Aleppo, da sie meinen, dort näheres über den Verbleib ihrer Angehörigen erfahren zu können. Es ist wiederholt vorgekommen, dass bei Abwesenheit eines Familiengliedes dieses bei seiner Rückkehr keines der Seinigen mehr vorfand, da alles weggetrieben war.

Durch einen Monat hindurch beobachtete man fast täglich im Euphrat stromabwärts treibende Leichen, oft zu 2 - 6 Personen zusammengebunden. Die männlichen Leichen sind zum Teil sehr verstümmelt, abgeschnittene Geschlechtsteile u.s.w., Frauenleichen mit aufgeschlitzten Leibern. Der türkische Militär-Keimakam in Djerabulus am Euphrat weigerte sich deswegen die Leichen beerdigen zu lassen, da er bei den Männern nicht feststellen könne, ob es Mohammedaner oder Christen seien, im übrigen habe er auch keinen Auftrag. Die am Ufer angeschwemmten Leichen werden von Hunden und Geiern gefressen. Für dieses zahlreiche Augenzeugen (Deutsche). Ein Beamter der Bagdadbahn erzählte, dass man in Biredjik tagsüber die Gefängnisse fülle und sie nachts entleere (Euphrat). Ein deutscher Rittmeister sah zwischen Diarbekir und Urfa unzählige unbeerdigte Leichen am Wege liegen.

Aleppo und Urfa sind die Sammelpunkte. In Aleppo waren im Juni, Juli ca. 5000, in der ganzen Zeit April-Juni dürften weit mehr als 50000 durchgekommen sein. Bei den Abtransporten in kleinen Trupps ist es Regel, dass man die noch vorhandenen Männer nachts von den Frauen trennt, damit die Soldaten an letzteren um so ungestörter Gemeinheiten begehen können. Die jungen Mädchen werden fast ausnahmslos von den Soldaten und ihren arabischen Helfershelfern entführt. Mich bat ein der Verzweiflung naher Vater, seine 15jährige Tochter doch mitzunehmen, da er sie nicht länger vor den Nachstellungen schützen könne. Drei Ingenieure von der Bagdad-Bahn hatten in Tel Ebiad (100 km. östlich vom Euphrat) zu tun. Gegen abend kam der Keimakam und bot jedem ein junges armenisches Mädchen für die Nacht an.

Ein türkischer Major erzählte einem Deutschen, die von den Armeniern unterwegs zurückgelassenen Kinder seien ungezählt. Er und sein Bruder haben jeder eins ins Haus genommen, um es zu erziehen.

Frauen, die unterwegs zur Niederkunft kamen, mussten unverzüglich mit weiter. Eine Frau bekam in der Nähe von Aintab nachts Zwillinge, am Morgen musste sie weiter. Die Kinder musste sie bald unter einem Busch liegen lassen und etwas später brach sie selbst zusammen. Eine andere kam während des Marsches nieder, sie musste sofort weiter und brach bald tot zusammen. Solche Fälle passierten zwischen Marasch und Aleppo noch mehrere.

Dem Badwelli aus Memoljan (?) gegenüber äusserte ein Türke, als jener sagte: ”So bringt ihr ja das ganze Volk um”, ”ja, das wollen wir auch.” Bares Geld wird von den Soldaten meist unterwegs geraubt. Der genannte Badwelli hat mit angesehen, wie einer Familie 43 Lira und einer anderen 28 Lira abgenommen wurden.

Dem Dorf Scheer wurde erlaubt allen Hausrat mitnehmen zu dürfen. Unterwegs hiess es plötzlich: es ist Befehl gekommen, dass wir die Fahrstrasse verlassen und übers Gebirge gehen müssen. Alles, Wagen, Ochsen, Sachen mussten an der Fahrstrasse zurückgelassen werden, und dann gings zu Fuss über das Gebirge. Bei der diesjährigen aussergewöhnlichen Hitze kamen natürlich viele Frauen und Kinder schon auf diesen Märschen um. Als die Bewohner von Scheer ihr Dorf noch nicht verlassen hatten, rief schon der Mollah vom Dach der christlichen Kirche die ”Gläubigen” zum Gebet. Die Regierung sagt den Vertriebenen: wir werden euer Haus und Eigentum abschätzen und dann zahlen; bis jetzt ist nichts erfolgt, da im übrigen niemand weiss, wo zuletzt die einzelnen Familien verbleiben, so ist eine Auszahlung überhaupt kaum möglich. Die Regierung sagt weiter, sie wolle für alle sorgen, auch mit Geld. In dem Dorf Bumbusch (1 1/2 Tagereisen von Aleppo) hat man nun tatsächlich den dorthin Verbannten Geld für den Lebensunterhalt ausgezahlt und zwar: 30 Personen bekommen für 30 Tage zusammen 26 Piaster, so dass für eine Person noch nicht 1 Piaster = 15 Pfennige auf den Monat kommt. Von Arabkir kam ein Telegramm nach Aleppo: ”Wir haben die wahre Religion angenommen, jetzt geht’s uns gut.” Die Bewohner eines Dorfes bei Anderum traten zum Islam über und durften bleiben. In Hadschin wollten 6 Familien mohammedanisch werden. Sie bekamen den Bescheid: unter 100 Familien wird nicht angenommen.

Eine Deutsche erzählte uns, dass man im Hospital in Marasch viele Personen an den Füssen behandelt, Zehen abgenommen u.s.w. habe, was auf die Behandlung durch die Soldaten zurückzuführen war. (Bastonade.) Die Gendarmen nennen diese neue Art der Strafe ”Deutschen Drill”. Ein türkischer Offizier sagte: ”Diese Strafe kannten wir bisher nicht, die haben wir von den Deutschen gelernt.” Ein angesehener mohammedanischer Scheich sagte: ”Wenn man in meiner Gegenwart von den Armenier-Verfolgungen spricht, dann schäme ich mich, dass ich ein Türke bin.”

Von den durch Aleppo gekommenen ca. 50000 Ausgewiesenen erhielten ca. neunzehntel abends den Befehl, am nächsten Morgen aufzubrechen. Durchschnittlich erlaubte man für 3 Personen einen Esel als Packtier und Reittier. Die Leute haben von der Regierung zu ihrer Verpflegung 1 Kg. Brot pro Monat bekommen. Vierfünftel aller Ausgewiesenen sind Frauen und Kinder.

Von ca. 30000 Ausgewiesenen hat man keine Nachricht, da sie weder in Aleppo noch Urfa angekommen sind.


Aleppo, den 18. Juli 1915.

Das Vorstehende ist nur ein kleiner Bruchteil von dem, was wir in Aleppo gesehen und erfahren haben.

Anlage 6

In den Vilajets Diarbekir & Mamouret-ul-Asis begannen die Verfolgungen im April auf Betreiben der beiden Walis. Auf deren Veranlassung wurde zunächst ein Scheinkomitee zur Lösung der armenischen Frage gebildet aus nachstehenden Herren: Exhauptsekretär von Hof-Bey, Deputierter Pirnidschi-Sada-Feise-Bey, Major Rüschdi-Bey, Bimbaschi der Miliz, Schefki-Bey und der Sohn des Muffti Scheref Bey (Vetter des Deputierten). Das Präsidium führte Mektubschi-Bedri-bey. Zuerst wurde eine Verfolgung der Daschnak (liberale armenische Partei) und der Hinschak (revolut. armenische Partei) beschlossen.

Die ersten Opfer waren der Präsident der Daschnak mit 20 Notabeln, darunter auch der Priester Aliponar. Man nahm die Leute gefangen, misshandelte sie und liess sie dann durch Osman-Bey und den Mudir der Polizei Hussein Bey ermorden. Die junge Frau des Priesters wurde von 10 Saptiehs vergewaltigt und fast zu Tode gemartert. Circa 30 Tage lang liess man nun täglich eine grössere Anzahl Armenier verhaften, die dann in der Nacht im Gefängnis umgebracht wurden. Zwei Ärzte wurden gezwungen zu bescheinigen, dass die Todesursache bei allen Umgebrachten Typhus gewesen sein. Dr. Mahan wurde mit 10 anderen Notabeln unter dem Vorwande verhaftet, nach Malatia verbannt zu werden. Auf dem Wege dorthin wurden sie alle umgebracht.

Zwischen dem 10. und 30. Mai wurden weitere 1200 der angesehensten Armenier und anderen Christen ohne Unterschied der Confessionen aus dem Vilajet Diarbekir und Mamouret-ul-Asis verhaftet. Am 30. 5. wurden 674 von ihnen auf 13 Kelleks (Tigrisboote) verladen unter dem Vorwande, dass man sie nach Mossul bringen wollte. Den Transport führte der Adjutant des Walis mit etwa 50 Gendarmen. Die Hälfte derselben verteilte sich auf die Boote, während der Rest am Ufer entlang ritt. Bald nach der Abreise nahm man den Leuten alles Geld (ca. 6000 Lt) und die Kleider ab und warf sie dann in den Fluss. Die Gendarmen am Ufer hatten die Aufgabe, keinen entkommen zu lassen. Die Kleider der Leute wurden in D. auf dem Markte verkauft. Bei der Ermordung half übrigens auch noch der eigens dazu gerufene Sohn Omarke der Kurdenhäuptlingsfrau Perichan. Da Omarke von der Regierung vorher verfolgt worden war, so hatte ihn Feisi-Bey freies Geleit vorher erwirkt.

In der gleichen Zeit etwa wurden circa 700 armenische junge Männer angeblich zum Militär eingezogen, mussten dann aber die Strasse Karabacksche-Habaschi bauen. Bei dieser Arbeit wurden die jungen Männer dann eines Tages von den sie bewachenden Saptiehs niedergeschossen und nicht einer ist entkommen. Der befehligende Obaschi rühmte sich später, dass er es fertig bekommen habe, die 700 Mann mit nur 5 Saptiehs niederzumachen.

In Diarbekir hat man eines Tages 5-6 Priester die Kleider ausgezogen, sie dann mit Teer bestrichen und durch die Strassen gezogen.

Der Kaimakam von Citschi (?) hat die durch einen Boten des Walis mündlich überbrachte Ordre die Armenier umzubringen, zurückgewiesen mit dem Bemerken, er wünsche den Auftrag schriftlich zu haben. Er wurde abgesetzt, nach D. gerufen, auf dem Wege dahin aber umgebracht von seinen Begleitmannschaften. In Mardin wurde der Mutessarif auch abgesetzt, da er nicht nach dem Willen des Walis. Von hier hat man einmal 500 und dann wieder 300 der Notabeln aller Konfessionen nach D. bringen lassen. Die ersten 600 sind nie angekommen, von den anderen hat man nichts mehr gehört.


[Zimmermann an Botschaft Konstantinopel (No. 1589) 25.8.]

Direktor Schuchardt vom Deutschen Hülfsbund Frankfurt beabsichtigt durch Armenierverfolgungen beunruhigt demnächst dorthin zu kommen um persönlich die Interessen seiner Gesellschaft wahrzunehmen und Weiterführung ihrer Schulen zu betreiben. Bitte Drahtäußerung ob Reise jetzt opportun. Erlaß folgt.


[Antwort Hohenlohe-Langenburg (Nr. 1914) 27.8.]

Antwort auf Telegramm Nr. 1589.

Reise Schuchards jetzt ganz unangebracht. Würde nicht über Constantinopel hinauskommen, nichts erreichen. Alles was für Hülfsbund Anstalten irgend geschehen kann tut Botschaft.


[Notiz Tiedemann 30.8.]

G.A.

Herrn Schuchardt wurde mündlich von dem Inhalt des Telegramms Kenntnis gegeben und dringend von der beabsichtigten Reise abgeraten. Es wurde ihm mitgeteilt, daß er, falls er gegen den Willen des AA’s reist, hier keinerlei Unterstützung für die Reise zu erwarten habe. Er behielt sich vor, in einer neuen Eingabe auf die Angelegenheit zurückzukommen und versprach, daß er sich, falls er doch nach Constantinopel gehen sollte, strikt an die Direktiven der Botschaft halten werde. H. Schuchardt übermittelt den anliegenden Artikel. 3


1 Autorin ist die Schwester Laura Möhring, der Tag der Niederschrift vermutlich der 12. Juli 1915.
2 Autor ist der Ingenieur Ernst Pieper.
3Dieser Artikel ist von den Basler Nachrichten abgedruckt worden. S. Anlage 2 von Dok. 1915-09-22-DE-002.



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