1915-09-24-DE-008
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Quelle: DE/PA-AA/R 20192
Zentraljournal: 1915-A.S.-5009
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Praesentatsdatum: 09/25/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 36
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der AA-Vertreter im Großen Hauptquartier (Treutler) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Telegraphischer Bericht


Kaiserlicher Sonderzug, den 24. September 1915

Seine Majestät haben heute an die Gesandtschaft Athen telegraphiert:

„Für Seine Majestät den König.

Durch die Haltung Rumäniens, welches entgegen unseren alten Verträgen nicht einmal wohlwollende Neutralität gewahrt, sondern den für uns so wichtigen Munitionsdurchlass nach der Türkei verweigert hat, sind die Zentralmächte gezwungen worden, sich den Weg durch Serbien zu bahnen, um ihrem türkischen Bundesgenossen zu Hilfe zu kommen. Bulgarische Kooperation ist hierbei, wie Du zugeben wirst, von größter Bedeutung. Wenn aber Bulgarien durch seine Teilnahme an der Aktion gegen Serbien unser Bundesgenosse wird, müssen wir ihm freie Hand in Serbien lassen. Auch das wirst Du verstehen. Ich habe in Anerkennung Deiner loyalen Politik das Interesse Griechenlands dadurch zu wahren gesucht, dass ich Deinem Wunsche gemäß die Abmachung betreffs Doiran und Gewgeli in Sofia durchgesetzt habe. Ich erkenne Deine schwierige Lage dem Drängen des Venizelos gegenüber durchaus an, glaube Dich aber auf die Gefahr aufmerksam machen zu sollen, die Du läufst, wenn Griechenland durch Angriff auf Bulgarien auf die Seite der Entente treten und gegen die Zentralmächte Partei ergreifen sollte. Du kannst damit die Errungenschaften des letzten Krieges aufs Spiel setzen. Andererseits winkt Griechenland eine Kompensation durch territorialen Gewinn in Südalbanien, eine alte griechische Aspiration, die wohl nur gegen Italien realisierbar sein dürfte. Wenn Venizelos freilich seine Politik immer noch auf den Glauben an einen schließlichen Sieg der Entente basiert, so liegen hier Ansichten oder vielleicht noch mehr Gefühle vor, gegen die ich zu argumentieren verzichten müsste.

Im Begriff dieses abzusenden, erhalte ich Dein zweites Telegramm. Ich danke Dir aufrichtig dafür und für Dein Versprechen betreffend Doiran und Gewgeli. Meiner festen Überzeugung nach wird Griechenland so am besten der Gefahr eines Hineingleitens in den Weltkrieg entgehen.

Mit herzlichem Gruß, auch an Sophie

Wilhelm.“


[Treutler]



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