1915-10-01-DE-007
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Quelle: DE/PA-AA/R 20016
Zentraljournal: 1915-A-28770
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 10/01/1915 01:15 AM
Telegramm-Ankunft: 10/04/1915 12:15 PM
Praesentatsdatum: 10/04/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 1273
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Athen (Mirbach) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Athen, den 1. Oktober 1915

Stellvertretender …[Gruppe unverständlich]… meldet an Admiralstab.

„Trotz der Stellung des Ministerpräsidenten in seiner gestrigen Parlamentsrede bleibt seinem Kabinett gegenüber Misstrauen bestehen.

Wie aus Telegramme 90 und 91 hervorgeht arbeitet Venizelos, unter den Augen des Königs, der wohl noch immer neutrale Politik durchführen zu können glaubt, offen auf Krieg mit Bulgarien hin. Wenn auch einige Möglichkeit besteht, dass König Venizelos im letzten Moment entlässt, so droht doch immer mehr Gefahr, dass dieser Moment verpasst wird. Man muss daher weiter mit der Möglichkeit eines kriegerischen Konfliktes mit Bulgarien rechnen.

Der Generalstabschef hat mehreren Militärattachés, darunter dem bulgarischen, zugegeben, dass die griechische Armee in Mazedonien konzentriert werden soll.

Bleibt Venizelos Ministerpräsident, so wird sich Griechenland nicht mehr hinhalten lassen, wenn einmal Armee in Mazedonien aufmarschiert ist. Der Aufmarsch wird nach Ansicht des bulgarischen Militärattachés etwa am 13. Oktober beendet sein.

Wird anerkannt, dass der Aufmarsch der gesamten griechischen Armee in Mazedonien den Bruch mit Bulgarien bedeutet, so könnten schnelle und energische, von den Zentralmächten unterstützte Vorstellungen Bulgariens bei hiesiger Regierung vielleicht noch … [Gruppe unverständlich]… haben, Aufmarsch gegen Bulgarien einzuschränken. Ob dabei Hinweis, Zentralmächte könnten Aufmarsch durch Unterseeboote stören, angebracht ist, würde davon abhängen, ob Unterseeboote verfügbar und ob unsere militärische Lage auf dem Balkan so stark ist, dass bei unbefriedigendem Erfolg der Demarche sofort die Initiative ergriffen werden kann.“

Wenn zur Erreichung unserer Kriegsziele Massnahmen der gedachten Art, die natürlich den eventuellen förmlichen Bruch mit Griechenland in sich schliessen, unabweislich sind, so würden natürlich die militär-maritimen Gesichtspunkte zu entscheiden haben. Auf alle Fälle aber sollte m.E. die Initiative bezüglich der wegen der griechischen Mobilmachung eventuell zu verlangenden Aufklärung Bulgarien zugeschoben werden, und wir hier in Athen, eintretendenfalls nur an zweiter Stelle in unserer Eigenschaft als Bulgariens Kampfgenossen mitsprechen.


[Mirbach]



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