1915-10-12-DE-004
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Quelle: DE/PA-AA/R 20193
Zentraljournal: 1915-A-29065
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 10/13/1915 07:00 AM
Telegramm-Ankunft: 10/15/1915 03:48 PM
Praesentatsdatum: 10/15/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 1327
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Athen (Mirbach) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Athen, den 12. Oktober 1915

Das neue Kabinett trat gestern zum ersten Male vor die Kammer. Ministerpräsident Zaimis erklärte, daß seine Politik in nichts von der bisher von Griechenland befolgten Politik abweichen werde, nur werde die Neutralität bewaffnet sein.

Die Debatte hatte ausschließlich die auswärtige Politik Griechenlands zum Gegenstand.

Venizelos beschäftigte sich in langer Rede mit der bulgarischen Gefahr. Ein Krieg mit Bulgarien früher oder später sei unvermeidlich, daher müsse Griechenland, selbst ohne das serbische Bündnis den Moment wahrnehmen, wo es als Verbündeter von vier Großmächten kämpfen würde, während es später allein sein werde. Über die Griechenland von den Zentralmächten in Aussicht gestellten Kompensationen sagte Venizelos, daß ihm von offizieller Seite die Integrität des griechischen Gebiets, ein kleiner Zuwachs in Albanien sowie Doiran und Gewgeli zugesichert worden seien. Von inoffizieller Seite sei außerdem von Monastir, vom Dodekanes und von Cypern gesprochen worden. Seiner Ansicht nach müsse die Regierung noch Aufklärung über die bulgarische Vergrößerung verlangen, sowie eine Ausdehnung der Integritätsgarantie auf einen Zeitraum von 10 Jahren. Doiran und Gewgeli müssen gleich besetzt werden. Theotokis erwiderte kurz, Venizelos habe die Hauptsache zu berühren vergessen, nämlich, ob der Moment Bulgarien anzugreifen, günstig sei oder nicht. Er hinwies darauf, daß man sich nicht nur den Bulgaren, sondern auch den Zentralmächten gegenüber befinden würde.

Von der Landung der Ententetruppen war nicht die Rede. Zu einer Abstimmung kam es nicht, da Venizelos erklärt hatte, im gegenwärtigen Moment angesichts der äußeren Schwierigkeiten keine inneren Schwierigkeiten schaffe zu wollen.


[Mirbach]
[Jagow am 15.10. an Gesandtschaft Athen (Nr. 812)]

Auf Tel. Nr. 1327.

Abmachung wegen Doiran & Gewjeli sollte ausdrücklich geheim bleiben. (Von Monastir & Cypern haben wir überhaupt nicht gesprochen). Indiscretion von Venizelos wird uns eventuell zu Dementi gegenüber Oeffentlichkeit zwingen.


[Jagow am 16.10. an Gesandtschaft Sofia (Nr. 988)]

Zur vertraul. Verwendung.

Wie der Ks. Gesandte in Athen meldet hat Venizelos am 11. Oktober in der Kammer u.a. behauptet, ihm sei Doiran Gewgeli offiziell zugesichert und inoffiziell von Monastir gesprochen worden. Beides ist falsch da Verhandlungen über Doiran Gewgeli ausschließlich mit dem König geführt und dessen Wünsche wegen Monastir ausdrücklich abgelehnt wurden. Auch sonstige Einlassungen Venizelos über unsere Zusicherungen an Griechenland sind teils unzutreffend teils ungenau. Wir haben daher Athen mitgeteilt daß wir uns Dementi vorbehalten.

Hiesiger griechischer Gesandter glaubt daß Venizelos auf bloße Vermutungen hin gesprochen hat um Kabinett Zaimis Verlegenheiten zu bescheiden. Es sei ausgeschlossen daß König Venizelos in seine Verhandlungen eingeweiht habe.



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