1915-10-19-DE-003
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Quelle: DE/PA-AA/BoKon 97/Bl. 122-124
Botschaftsjournal: 10-12/1915/8899
Erste Internetveröffentlichung: 2010 April
Edition: Deportationsbestimmungen
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: J.Nr. 7369
Zustand: a
Letzte Änderung: 03/23/2012


Das Generalkonsulat Konstantinopel (Daehnhardt) an die Botschaft Konstantinopel

Schreiben



Auf das Schreiben vom 11. d.M. B.Nr. 8487.

Ueber Emma Klein und ihre Familie hat sich Folgendes feststellen lassen:

Emma Margarethe Klein, geboren am 23. Dezember 1867 in Amasia als Tochter des de facto Untertanen Mechanikers Johann Georg Friedrich Klein, der aus Rieden in Württemberg stammte und dessen Vater, Schullehrer Johann Jacob Klein, nach seiner Auswanderung aus Rieden im Jahre 1867 die Entlassungsurkunde aus dem Königreich Württemberg erhielt, verheiratete sich etwa im Jahre 1888 mit dem türkischen Untertanen Hadji Ohannes Kölajan /nicht Hadji Garabed/, Müller in Siwas in der Fabrik Halil Rifaat Pascha. Ueber den Vater Kölajans hat Zuverlässiges nicht ermittelt werden können. Die Ehe der Emma Klein, deren Eltern Protestanten waren, soll in der armenischen Kirche zu Siwas nach armenischem Ritus geschlossen worden sein, dürfte also, da sie vor Inkrafttreten des Konsular-Gerichsbarkeits-Gesetzes vom 7. April abgeschlossen ist, nach deutschem Recht gültig sein. Damit hat Emma Klein den Anspruch auf deutschen Schutz verloren. Aus der Ehe sollen sechs Kinder hervorgegangen sein: 1/Garabed, zur Zeit in Amerika, 2/ Rosa, verheiratet mit Suren Fischekdjian/?/ in Siwas, zur Zeit bei der Mutter, 3/ Dikran, zur Zeit in Sofia, 4/Pauline, 13-14 Jahre alt, bei der Mutter, 5/ Eduard, etwa 10 Jahre alt, bei der Mutter, 6/Heigason /?/ noch jünger, bei der Mutter.

Die Familie Kölajan soll sich immer in Siwas aufgehalten haben. Ob Ohannes Kölajan noch am Leben ist, erscheint den hiesigen Verwandten der Emma Klein zweifelhaft, da ihnen zu Ohren gekommen ist, dass in Siwas viele armenische Männer getötet worden sein sollen; sie können nicht angeben, was aus Kölajan geworden ist.


Konstantinopel, den 19. Oktober 1915
Daehnhardt
[Botschaft an Generalkonsulat 19.10]

Auf Schreiben 19. v. Mts No. 7369.

Zu meinem Bedauern ist die diesseitige Verwendung für die Emma Klein, verehelichte Kölajan, ohne Erfolg geblieben, wie denn überhaupt seit einiger Zeit die zuständigen Stellen der Hohen Pforte sich derartigen Gesuchen gegenüber immer unzugänglicher zeigen. Das hierher mitgeteilte Telegramm des Adolf Klein vom 6. September folgt anbei wieder zurück.


[Neurath]



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