1915-10-26-DE-005
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Quelle: DE/PA-AA/R 20023
Zentraljournal: 1915-A-31675
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Praesentatsdatum: 11/01/1915 p.m.
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der deutsche Balkanexperte Kutschbach über die Lage in Serbien

Bericht


Bukarest, den 26. Oktober 1915

85. Bericht. Die serbische Hauptarmee konzentriert sich zwischen Arangjelovatz und Kragujevatz. Dort überall stark befestigte Stellungen, rückwärts befestigte Aufnahmestellungen. Im Falle einer Niederlage soll ein Guerillakrieg geführt werden. Putnik ist noch immer krank. Französische, englische und russische Offiziere arbeiten mit im Generalstab und dominieren dort.

Bevölkerung von Panik ergriffen. Flüchtlinge aus den von den Deutsch-Österreichern besetzten Orten erzählen Schauermärchen über angebliche Grausamkeiten. Auf Anordnung der Behörden verbrennen die Flüchtlinge alle landwirtschaftlichen und militärischen Vorräte, die nicht fortgeschafft werden können.

Im Schoße des Kabinetts sind Differenzen zutage getreten. Auch unter den Parteien greift der alte Zwiespalt wieder Platz. Doch hält die Regierung noch fest an der Entente, da man den gegebenen Versicherungen auf Hilfe glaubt. Namentlich Rußland hat in sicherer Sprache große Versprechungen gemacht, da es bald wieder stark militärisch auftreten könne. Die Entente hat feierlich versichert, daß man Serbien nicht zu Grunde gehen lassen werde.

Großes Elend herrscht unter den Verwundeten, die mühsam von Ort zu Ort geschleppt werden. Alles ist schon mit Verwundeten überfüllt. Die Deutsch-Österreicher und Bulgaren werden bei weiterem Vorrücken zahlreich Spitäler mit Verwundeten vorfinden.

Namentlich vor den Bulgaren herrscht große Furcht, da das Gerücht geht, um sich wegen der Niederlage von 1913 zu rächen, alle Serben, gleichviel welchen Alters und welchen Geschlechts, deren sie habhaft werden können, niedermachen wollen. Die Wege nach Rumänien (Donau), sowie nach Monastir sind mit Flüchtlingen bedeckt. Namentlich groß ist die Zahl der Flüchtlinge, die in Griechenland Schutz suchen.

Es sind auch die 17- und 16jährigen jungen Leute zur Stellung berufen worden. Sehr viele derselben flüchten aber.

Die Regierung hat noch vor einigen (Monaten) Wochen in Frankreich 15 Millionen Silbergeld prägen lassen.


[Kutschbach]



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