1915-11-15-DE-004
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Quelle: DE/PA-AA/R 20029
Zentraljournal: 1915-A-34388
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Praesentatsdatum: 11/27/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: J.Nr. 2125/K.Nr. 107
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Konsul in Saloniki (Walter) an den Reichskanzler (Bethmann Hollweg)

Bericht


Salonik, den 15. November 1915

Am Anschluß an den Bericht vom 9. d.M. K.Nr. 103.

In Abschrift der Gesandtschaft in Athen und der Botschaft in Konstantinopel mitgeteilt.

Ueber die Truppenlandungen der letzten Tage gibt die anliegende Zusammenstellung [wie alle bisherigen sehr detaillierten Statistiken nicht erfaßt], die die früheren fortsetzt, nähere Auskunft.

Nach den bisherigen Angaben, deren Ergebnis mit den viel niedrigeren Angaben aus dem hiesigen Generalstab freilich nicht übereinstimmt, beläuft sich die Zahl der bis gestern früh gelandeten Ententetruppen an Infanterie auf etwa 80000 Franzosen und 40000 Engländer, an Kavallerie 2400 Franzosen, 600 Engländer, an Artillerie 34 französische, 18 englische schwere, 292 französische, 145 englische Feldgeschütze und 85 französische, 70 englische Gebirgsgeschütze, ferner 291 Mitrailleusen, 6 Bombenwerfer, 27 Aeroplane; dazu kommt ein überaus grosser Park an Zugtieren und Wagenmaterial vom leichten Karren bis zum schweren Last- und Panzerautomobil, zahlreiche Train- und Sanitätstruppen. Fünf grosse Hospitalschiffe liegen im Hafen und auf ihnen wird die weitaus grösste Zahl der nachts und morgens hier von der Front ankommenden Verwundeten untergebracht. Ein Teil derselben liegt auch in den der Entente dienstbaren Hospitälern und Schulgebäuden in der Stadt und Umgebung, auch bauen die Franzosen ein eigenes Hospital in der Campanha.

Nach diesseitiger Schätzung stehen von den Ententetruppen etwa 80000 bereits an der Front, wo bereits heftig zwischen Doiran und Krivolak gekämpft wird.

Hiesige Ingenieure und Bauunternehmer, z.B. der Italiener Arrigoni und der Jude Modiano, haben mit der englischen Intendantur für 900000 Frs. einen Vertrag geschlossen, um Ziegelbaracken in der Nähe des Feldlagers bei Teitinlik, sowie in Kilindir-Doiran zu errichten, und sie sind in weitere Verhandlungen getreten, um ähnliche Bauten für 1 1/2 Millionen Francs auszuführen. Mit den Franzosen hat der Ingenieur Amar (Jude) ähnliche Verträge für Bauten in Gevgeli geschlossen. Franzosen wie Engländer lassen das nötige Bauholz aus Schweden kommen, ein Dampfer damit ist bereits hier, vier weitere werden erwartet. Die zwischen den genannten Unternehmern und den Anglofranzosen geschlossenen Bauverträge sollen die Bedingungen de livraison après un an de la date du contrat enthalten. Dies und andere Vermutungen lasse vielleicht darauf schliessen, daß das Geschäft zu ganz anderen Zwecken, für die Wahlen vielleicht oder sonst zur Beeinflussung der hiesigen Bevölkerung, um Geld unter die Leute zu bringen, geschlossen sein dürfte.


Walter



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