1915-11-16-DE-008
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Quelle: DE/PA-AA/R 20027
Zentraljournal: 1915-A-33415
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 11/16/1915 05:40 PM
Telegramm-Ankunft: 11/18/1915 05:28 PM
Praesentatsdatum: 11/18/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 2690
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Botschafter in außerordentlicher Mission in Konstantinopel (Wolff-Metternich) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Pera, den 16. November 1915

Für Generalstab Politik.

Konsulat Bagdad drahtet 11. d.M.:

„Da in den nächsten Tagen die Division Halil aus Richtung Mossul hier eintrifft, so kann, wenn die Engländer nicht außerordentliche Anstrengungen machen, wofür kein Anzeichen vorliegt, die Lage bei Bagdad als gesichert gelten.

Was die Gründe angeht, die den unerwarteten Stillstand der Engländer bei Kut veranlaßt haben, so verlautet, daß sich ein nordindisches mohammedanisches Regiment geweigert hat, den Vormarsch gegen Selmanpac und Bagdad, wo sich die Grabmoscheen ihrer größten Heiligen befinden, anzutreten. Trotz zahlreicher Hinrichtungen von Meuterern blieben Leute bei ihrem Vorsatz und Regiment mußte nach Basra zurückgesandt werden. Die kleine, durch hohe Verluste bei Kut geschwächte englische Streitmacht mußte daher die in Nasrie am Euphrat stehenden Truppen zu ihrer Verstärkung heranziehen. Diese Räumung des Euphratgebiets hob aber die Wirkung des englischen Sieges bei Kut auf die Araberstämme wieder auf. Insbesondere ging die bereits vorher mit gutem Erfolg begonnene Propaganda der schiitischen Geistlichkeit für den Heiligen Krieg unter den südlichen Stämmen fort und es gelang von den nördlichen Stämmen Schamar und Aneze zur Stellung von größeren Reitermassen zu bewegen. Diese bewirkten, daß den Engländern jede Flankenbewegung unmöglich wurde und daß sie sich ständig im Rücken bedroht fühlten. Da außerdem der niedrige Wasserstand die Bewegung auf dem Fluße stark behindert und die Türken durch ständige Verstärkungen an Zahl stark überlegen sind, so erklärt sich leicht das rein defensive Verhalten der Engländer seit ihrem letzten Vorstoß bis Azazije.

Nur außerordentliche große Verstärkungen könnten für die Engländer eine Wendung zum besseren hervorbringen, doch scheinen die Verwickelungen in Südpersien und an der indischen Grenze die Abgabe von Truppen hierher sehr zu erschweren.“


[Metternich]



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