1915-11-21-DE-004
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Quelle: DE/PA-AA/R 20194
Zentraljournal: 1915-A.S.-5803
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 11/21/1915 10:30 AM
Telegramm-Ankunft: 11/22/1915 05:40 PM
Praesentatsdatum: 11/23/1915 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 49
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Athen (Mirbach) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Athen, den 21. November 1915

Für Chef des Generalstabes des Feldheeres.

Kitchener eintraf heute, 20. November, 11 Uhr vormittags mit General Maxwell, ist heute abend wieder abgefahren.

Über die 1 1/2 stündige Audienz bei Seiner Majestät dem König erfahre ich aus sicherer Quelle folgendes:

Kitchener erklärt, daß Deutschland nicht in einem, aber in 3 Jahren zu besiegen sei; er habe jetzt 3 Millionen Soldaten bereit. Die serbische Expedition hätte im Juni gemacht werden sollen; jetzt sei es zu spät. Aber die Zivilisten hörten nicht auf ihn. Deutschland mache einen großen Fehler, seine Truppen in Serbien zu verzetteln, hätte sie in Frankreich einsetzen müssen.

Im Anschluß an die Erklärung des Königs, daß Entente in Mazedonien nur zu wählen habe zwischen Neutralisierung oder Kampf mit Deutschen auf griechischem Boden, meinte Kitchener: „Wir wünschen nur die Deutschen zu schlagen! Jeder Schuß auf einen Bulgaren ist Verschwendung. Wir müssen schließlich gewinnen.“

Weitere Äußerungen: „Die Deutschen betragen sich in Belgien schlecht; es werden infolge dessen zuviel deutsche Kinder geboren. Der Tod von Miss Cavell hat mir tausende von Soldaten verschafft. Der Haß gegen Deutschland schließt uns in England fest zusammen, wo wir zuviel Köpfe und Parteien haben, in Deutschland hat man es leichter, dort gibt es nur einen führenden Kopf. Das englische Ministerium hält Euere Majestät vollkommen für einen Deutschen und …[Gruppe fehlt]… politische Repressalien anzuwenden.“

Als der König darauf das letzte Communiqué der hiesigen Englischen Gesandtschaft, wodurch bereits Repressalien angedroht werden, Kitchener vorhielt, erklärte dieser, er wisse davon nichts.

Auf Kitchener’s Frage, ob es sich lohnt, Herrn Cochin zu sehen, antwortete der König: Nein, er ist ein gebrochener, alter Mann.“

Zum Schluß sagte Kitchener, die egyptische Angelegenheit sei sehr unangenehm und sehr gefährlich.

Bitte um Mitteilung an Admiralstab.

Falkenhausen.


[Mirbach]



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