1915-11-23-DE-003
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Quelle: DE/PA-AA/R 20028
Zentraljournal: 1915-A.S.-5845
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 11/23/1915 02:00 AM
Telegramm-Ankunft: 11/24/1915 03:24 PM
Praesentatsdatum: 11/24/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 58
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Athen (Mirbach) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Athen, den 23. November 1915

Für Chef des Generalstabes des Feldheeres:

Metaxa sagte mir, daß Seine Majestät der König wegen der Frage der Ententetruppen unmittelbar an Seine Majestät den Kaiser telegraphiere, bittet mich aber im Auftrage des Königs, Euerer Exzellenz noch folgendes zu melden:

Griechische Regierung und König haben den hiesigen Ententegesandten und Ententereisenden (Cochin und Lord Kitchener) mehrfach deutlich erklärt, daß Griechenland keinen Angriff auf Entente beabsichtige, daß aber griechisches Gebiet geschlagenen Ententetruppen nicht als Operationsbasis dienen könne. Abfahrt von Salonik sei erlaubt, wofür König eine gewisse Gewähr übernehme.

Durch Ententegesandten seien darauf verschiedene Einschüchterungsversuche erfolgt. Entente wolle, daß griechische Armee an Grenze stehen bleibe, daß Griechenland an Entente Entwickelungsraum inklusive Salonik freigebe (gemeint wohl Bahn nach Monastir und Drama) außerdem andere Forderungen, welche alle darauf hinausliefen, einen Zusammenstoß mit den Bulgaren herbeizuführen und Griechenland doch noch in den Krieg zu hetzen.

Durch Belästigung der griechischen Handelsschiffahrt versuche Entente einen Druck auszuüben. In Milos sei eine starke Flotte aller 4 Ententemächte versammelt, die dortige Telegraphenstation sei anscheinend von Entente besetzt. Mit weiteren Zwangsmaßegeln werde gedroht.

Entente gebe vor zu fürchten, daß griechische Armee ihren Truppen in den Rücken fallen werde, gleichzeitig verlange sie aber, daß Griechenland nicht demobilisiert und außerdem den Ententetruppen volle Bewegungsfreiheit, auch den geschlagenen Truppen, zusichert. Letzteres sei glatt abgelehnt worden.

Seine Majestät sei entschlossen, auf seinem zu Anfang erwähnten Entschluß zu beharren. Wenn Entente versuchen wolle, Gewalt gegen Griechenland anzuwenden, werde der König sofort die Demobilmachung befehlen (und …[3 Gruppen verstümmelt]… Einfluß, die deutschen Truppen nicht am Überschreiten der griechischen Grenze hindern).

Der König müsse aber für diesen Fall die unbedingte Zusicherung haben, daß keine bulgarischen Truppen in griechisches Gebiet einrücken werden, denn ein bulgarischer Einmarsch würde vom breiten Volk, dem der letzte Balkankrieg noch in frischer Erinnerung sei, falsch verstanden, von Venizelos und seinen Kreaturen in denkbarster Weise ausgenutzt werden, und es werde zu einem Aufstand kommen, der in Griechenland nichts an seinem Platze lassen werde.

Falkenhausen.


[Mirbach]



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