1915-11-25-DE-006
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Quelle: DE/PA-AA/R 20029
Zentraljournal: 1915-A-34227
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 11/25/1915 02:30 PM
Telegramm-Ankunft: 11/26/1915 09:35 AM
Praesentatsdatum: 11/26/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 1568
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Bukarest (Bussche-Haddenhausen) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Bukarest, den 25. November 1915

Urgent.

Herr Bratianu, der noch krank ist, bat mich eben zu ihm zu kommen und teilte mir mit, er habe eine sehr erregte Unterredung mit österreichischem Gesandten gehabt. Er hätte öst. Gesandten mitgeteilt, daß er auf beiden Seiten rumänische Donau gegen Russland und uns abgesperrt hätte und daß er die Durchfahrt von Kriegsschiffen kriegführender Parteien nicht gestatten und verhindern würde. Oesterr. Gesandte habe ihm erklärt, daß Oesterreich-Ungarn sich das Recht vorbehalte, die Donau auch zwischen den rumänischen Ufern zu befahren, da ein russisches Torpedoboot bis nach Turn Severin gekommen sei. Bratianu behauptete, daß ihm unbekannt sei, ob es wirklich ein russisches Kriegsschiff sei, aber selbst wenn ohne sein Wissen und Wollen ein Kriegsschiff hinausgekommen sei, so sei das noch kein Grund, daß er den österr.-ungarischen die Fahrt bis Reni andauernd erlauben müsse. Er frage sich, ob Oesterreich-Ungarn nicht einen Konflikt suche. Er habe stets verhindert, daß russische Kriegsschiffe - die armierten Remorqueure will er nicht als solche gelten lassen - und Truppen die Donau heraufgefahren wären, was ihm viel Unannehmlichkeiten verursacht hätte.

Bratianu war sehr aufgeregt; ich versuchte ihn zu beruhigen und sagte ihm, daß keine Absicht unsererseits bestehe, einen Konflikt herbeizuführen.

Wenn man auch sagen kann, daß Bratianu den russischen Transporten auf der Donau recht entgegenkommend gewesen ist, so unterliegt es doch keinem Zweifel, daß er richtige Truppentransporte und das Befahren der Donau durch russische Kriegsschiffe mit der einen Ausnahme des Torpesoboots zu verhindern gewusst hat. Meines Erachtens dürfte es für unsere militärischen Zwecke genügen, wenn wir gegen russische Angriffe auf der Donau geschützt sind, und ein Bestehen auf dem Recht, die Donau mit Kriegsschiffen auch da zu befahren, wo beide Ufer rumänisch sind, hat keinen praktischen Wert.

Gleichlautend an Hauptquartier telegraphiert.


[Bussche]



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