1915-11-26-DE-009
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Quelle: DE/PA-AA/R 20029
Zentraljournal: 1915-A-34506
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 11/26/1915 06:20 AM
Telegramm-Ankunft: 11/26/1915 06:30 PM
Praesentatsdatum: 11/28/1915 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 2146
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Marineattaché an der Botschaft Konstantinopel (Humann) an den Admiralstab der Marine

Telegraphischer Bericht


Konstantinopel, den 26. November 1915

Für Stabamt.

Nachrichtenstelle Saloniki meldet, dass Kriegsrat am 20. November stattgefunden hat. Englischer Befehlshaber - betonend Instruktion Kitcheners - vertrat scharfe Massnahmen gegen Griechenland. Dem widersprach entschieden französischer Senator Chochin. Englischer Befehlshaber telegrafiert dringend nach London um Verstärkung. Seine wiederholte Bitte um Überlassung der Befestigung von Kara Burun ist von griechischer Regierung wieder abgeschlagen worden.

Am 21.11. wieder Kriegsrat. Auseinandersetzung zwischen englischem General und französischem Senator, der im Namen der französischen Regierung verschärfte Massnahmen gegen Griechenland ablehnte und mit Abbruch der Beratungen drohte. Englischer General telegraphierte nach London, mit allen Mitteln dortigen italienischen Botschafter zu bewegen, seine Regierung zu veranlassen Expeditionskorps eingeschifft bereit zu halten, weil evtl. Bruch mit französischer Kriegsleitung nichts ausgeschlossen. Nachrichtenstelle Saloniki ist gut orientiert durch befreundeten Dolmetscher im Büro des englischen Generals.

Die türkische Regierung hat seit einiger Zeit erst vorsichtig dann offen den Wunsch ausgedrückt nach Vergrößerung des europäischen Besitzstandes als Lohn für den Krieg. Von deutscher Seite strikte Ablehnung unter Hinweis auf unvermeidliche Gefährdung Reibung mit Bulgarien. Gestern Zusammenkunft General mit Enver in Orsova hatte den Zweck Enver Kriegsziele darzulegen und ihm klar zu machen, dass Säuberung Iraks von Engländern wichtiger ist als Teilnahme türkischer Truppen an Operationen auf dem Balkan, welche Türkei mit allen Mitteln fast unter Gefährdung eigener militärischer Interessen anstrebt. Nunmehr sind deutliche Anzeichen ersichtlich, dass Bulgarien und Türkei auf dem besten Wege sind, Verständigung zu erzielen über Veränderung Besitzverhältnisse auf dem Balkan, was nur auf Kosten Griechenlands möglich. Über dies hinaus bleibt Enver gegen den Plan ? Auf Rückreise 2 Tage in Sofia und bekannte zur Zeit hier befindliche bulgarische politische Agenten Tuwan ? chief reisen heute überraschend nach Sofia zurückgekehrt zusammen mit Enver. Ernstliche Komplikationen sind aus dieser neuen politischen Lage möglich. Botschaft verfolgt Entwickelung mit Sorge.

[Humann]


[Botschafter]

Telegramm ist teilweise verstümmelt, Wiederholung ist eingefordert.

Abschrift an Stellv. Generalstab, Abtlg. IIIb mit der Bitte um Weitergabe. Auswärtiges Amt.



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