1916-02-05-DE-001
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Quelle: DE/PA-AA/R 20047
Zentraljournal: 1916-A-03391
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 02/05/1916 12:30 PM
Telegramm-Ankunft: 02/06/1916 01:00 AM
Praesentatsdatum: 02/06/1916 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 82
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Athen (Mirbach) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Athen, den 5. Februar 1916

Für Chef des Generalstabes Feldheeres.

Auf das Telegramm des griechischen Gesandten in Berlin vom 4. Februar, in welchem unter anderem die Bitte Euerer Exzellenz um Räumung des voraussichtlichen Operationsgebiets übermittelt wird, läßt mir Seine Majestät durch den Generalstab folgende Antwort für Euere Exzellenz zugehen:

Seine Majestät der König glaubt, daß die sofortige Zurückziehung sämtlicher griechischer Truppen über die angegebene Grenze weder den deutschen noch den griechischen Interessen entspricht.

Griechenland hat alles Interesse daran, Mazedonien nur nach Maßgabe der Operationen zu räumen; denn bei einer sofortigen Räumung würde unbedingt unter der Bevölkerung, welche diese Maßnahme nicht verstände, eine Panik ausbrechen; infolge davon würde die ganze Bevölkerung sich der zurückgehenden Armee anschließen, wodurch unübersehbare Schwierigkeiten (Verpflegung von Armee und Volk, innere Politik) entstehen müßten. Gleichzeitig würde der Rückzug der Armee für die Entente das Zeichen sein, die geräumten Gebiete zu besetzen, um Fühlung mit den Deutschen zu bekommen. Als schwierigster Umstand für Deutschland kämen hierbei weitere Zerstörungen der Eisenbahnlinien und vor allem die Unterbrechung der einzigen gesicherten Telegraphenlinie und Reiseverbindung über Monastir in Frage. Außerdem würde die Entente ohne weiteres annehmen, daß Griechenland im Einverständnis mit den Zentralmächten handelt und dementsprechende Maßnahmen treffen, deren erste die Besetzung weiteren griechischen Gebiets sein würde.

Seine Majestät der König glaubt daher, daß es in deutschem wir griechischem Interesse liegt, daß die Zurückziehung der griechischen Armee erst bei beginnendem Vormarsch der Zentralmächte mit ihren Verbündeten einsetze, als auch daß in den zu räumenden Gebieten die Gendarmerie zurückbleibt, um dem Volke gegenüber die griechische Souveränität zu dokumentieren und um jeden Preis einer Panik vorzubeugen. In den Garnisonen würden zur Bewachung der militärischen Anstalten und Depots und zur Unterstützung der Gendarmerie außerdem kleine Truppenteile zurückgelassen werden.

Seine Majestät der König sind der festen Meinung, daß diese Vorschläge in vollstem Maße den deutschen Interessen entsprechen und sich ohne Reibungen durchführen lassen. Eingehende Anweisungen für die gemäß vorstehenden Ausführungen durchzuführende Räumung werden an die höheren Truppenführer ausgegeben werden, sowie diese Vorschläge gebilligt sind, damit alle Vorbereitungen eingehendst getroffen werden können und die Zurückziehung bei beginnendem Vormarsch der Deutschen automatisch erfolgt.

Die Konzentrierung des 5. griechischen Armeekorps zwischen Orfano und Cavalla, südlich des Pangäon-Gebirges hält Seine Majestät für durchführbar, ohne dass irgend eine Schwierigkeit oder ein Hindernis für die Operationen entstehen; ein Abtransport des 5. Armeekorps könnte nur zur See stattfinden, wofür augenblicklich garnicht genügend Kohlen vorhanden sind. Auch würde der erste Transport griechischer Truppen von Ost-Mazedonien nach Alt-Griechenland für die Entente das Zeichen zur Besetzung von Cavalla sein.

Militärattaché Athen.


[Mirbach]



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