1916-02-10-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/BoKon 100/Bl. 8-11
Botschaftsjournal: 10-12/1916/3464
Erste Internetveröffentlichung: 2003 April
Edition: Genozid 1915/16
Zustand: B
Letzte Änderung: 03/23/2012


Der Schatzmeister des American Board of Commmissioners for Foreign Missions in Konstantinopel (William W. Peet) an den Generalkonsul in der Botschaft Konstantinopel (Mordtmann)

Schreiben



[B.Nr. 3262]
February:10:1916
Dear Dr. Mordtmann,

I do not know if you have seen the enclosed report from Schwester Rohner, dated Aleppo, Jany:17th. We are sending now L.T. 500 per month to Schwester Rohner and Schaeffer.

Yours faithfully


M. M. Peet
Treasurer.
Anlage
Aleppo, den 17.1.16

Lieber Herr Peet,

Durch die Deutsche Botschaft erhielten wir Ihre Antwort auf unser Telegramm, dass Sie bis Ende Februar 1000 Pfund zur Verfügung stellen könnten. Die Summe wird schon unterwegs sein, wenn diese Zeilen Sie erreichen. Tausend Pfund ist an sich eine große Summe, doch ist sie im Verhältnis zu dem Bedürfnis der Stunde, wie wir im deutschen sagen: ein Tropfen auf einen heißen Stein. Heute war der Prediger der hiesigen evangelischen Gemeinde, Pastor Hovhannes Eskidjan bei mir und bat mich, Ihnen noch einmal die ganze Sachlage darzulegen. Es ist gelungen, mit den meisten Orten im Süden und Südosten Aleppos mit den Ausgewiesenen in Verbindung zu kommen. Überall sind vertrauenswürdige Männer, die das Verteilen des Geldes besorgen und Notstandsarbeit organisieren können. Am wichtigsten ist die Arbeit an den Zurückgebliebenen, auf allen Wegen zerstreuten Waisenkindern. In Killis, Ras el Ain, Lebka, Hanea, Homs, Muara, Selimije, Aleppo sind solche Kinder gesammelt worden; natürlich sind diese Häuser ganz auf fremde Hülfe angewiesen; wenn Sie nichts mehr schicken können, müssen sie Hungers sterben. Vor kurzer Zeit brachte ein Mann dreissig Kinder von der Landstraße nach Killis; dort wurde ihnen von der Regierung der Einlass verweigert mit der Begründung, es sei kein Geld vorhanden, sie zu versorgen. Am nächsten Morgen fand man die dreissig erfroren am Wege. Jetzt ist in Killis ein kleines Heim eröffnet. Aber all die vielen hundert Kinderhände müssen von Ihnen täglich gefüllt werden; es ist niemand sonst der es tun kann. Und hunderte irren obdachlos auf den Strassen umher; es können noch Unzählige gerettet werden, wenn die nötigen Mittel da sind. Aber dazu ist wöchentlich eine große Summe nötig und diese wird von Ihnen erwartet. Läuten Sie mit allen Glocken, die Ihnen zur Verfügung stehen. Könnte nicht noch ein Gesuch gemacht werden, diese Kinder nach Amerika zu überführen? Einige tausend Kinder könnten auf diese Weise gerettet werden. Hier in Aleppo allein sind ca. 750 Kinder gesammelt; für den größten Teil derselben giebt die türkische Regierung täglich Brot und sonstige Lebensmittel, aber für Kleider, Betten etc. muss auf andere Weise gesorgt werden. Man spricht davon, dass die Regierung die Absicht habe, die hiesigen Waisen nach Konstantinopel zu bringen.

Wie es in Aintab aussieht, haben Sie ja gehört; alles sieht so dunkel und trostlos wie nur möglich aus. Doch der Morgen ist nahe, wenn die Nacht am dunkelsten scheint. Die Schar von 350 Kindern, die uns Djemal Pascha übergeben hat, war in einem denkbar verwahrlosten Zustand, noch täglich erliegen solche ihren Leiden.

Wie mag es Ihnen gehen? In der Hauptstadt ist wohl alles ruhig.

Mit Grüssen etc.


[Beatrice Rohner]

Lassen Sie uns bitte auf telegraphischen Wege durch deutsche Botschaft an deutsches Konsulat hier chiffriert eine bestimmte Antwort zukommen, mit wieviel Geld wir wöchentlich rechnen können.


[Notiz Mordtmann 15.2.]

Herrn Dr. Weber: ich glaube, es braucht unsererseits Nichts weiter veranlaßt zu werden. Wenn im Büro Zeit dazu vorhanden, wäre es gut von der Anlage Abschrift zurückzubehalten; sie enthält doch einige interessante Nachrichten. Ich bestätige M. Peet telephonisch den Empfang.
[Konsulat Aleppo an Botschaft 27.3.]

[B.Nr. 3464]

No 46 vom 27. März.

Für Mr. Peet

Bitte wöchentliche Zahlungen 500 Pfund durch Mr. Jackson nicht einstellen. Brief folgt.


[Rohner]



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