Zu Nummer 23 {A.S. 564} an Legationssekretär von Luckwald.
Wie mir gemeldet wird, ist ein österreichisch-ungarisches Bataillon in Elbassan eingerückt, trotzdem dieser Ort längst von Bulgaren besetzt war. Auch verlangen die Österreicher, daß Bulgaren die Stadt räumen sollen. Da es nicht ausgeschlossen ist, daß hieraus Zusammenstöße entstehen, beabsichtige ich einzugreifen, bitte aber vorher um Mitteilung, ob in Pleß von Euerer Exzellenz über die Abgrenzung des später österreichischen Albaniens mit den Bulgaren Bestimmtes verabredet und bejahendenfalls, ob das Ergebnis der K.u.K. Regierung mitgeteilt ist.
Nummer 11293.P.
von Falkenhayn.
Habe in Pleß betreffend Albanien den Bulgaren gegenüber nur den Österreichischen Wunsch vertreten, daß Albanien unter Anlehnung an Österreich selbstständig bleiben solle. Bulgaren geben dies selbst zu, ich konnte aber auf Herrn Radislawow Karten eingezeichnete Linien erkennen, daß die Bulgaren einen großen Teil des jetzigen Albaniens (etwa die östliche Hälfte) für sich haben möchten. Habe Bulgaren darauf aufmerksam gemacht, daß Verkleinerung des jetzigen Albaniens - abgesehen von dem Griechenland in Aussicht gestellten südlichen Teile, worüber keine Differenz besteht - in Wien auf großen Widerstand stoßen würde, da dann Albanien nicht lebensfähig bleiben würde. Bin auf Abgrenzungsfrage aber nicht näher eingegangen. Hatte den Eindruck, daß albanische Wünsche mehr von König Ferdinand als von Radislawow ausgingen. Auch Seine Majestät der Kaiser ist bei König Ferdinand wiederholt für Selbstständigkeit Albaniens unter österreichischem Schutz eingetreten.