1916-02-24-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R 20051
Zentraljournal: 1916-A.S.-693
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 02/24/1916 06:50 PM
Telegramm-Ankunft: 02/24/1916 07:45 PM
Praesentatsdatum: 02/24/1916 p.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 101
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der AA-Vertreter im Großen Hauptquartier (Treutler) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Gr. Hauptquartier, den 24. Februar 1916

Zu Nr. 60 {A.S. 644} gestatte ich mir zu bemerken, daß die Äußerungen des Barons Burian auf mich den Eindruck machen, als ob er glaubt, über Serbien und Albanien einfach nach seinem Gutdünken verfügen zu können. Das ist aber durchaus nicht der Fall. Der Feldzug in Serbien ist nach deutscher Vorbereitung unter deutscher Leitung und vorwiegend durch deutsche Truppen geführt worden. Das österreichische Vorgehen gegen Montenegro und Nord-Albanien wäre niemals möglich gewesen, wenn wir und die Bulgaren nicht seine Flanke gegen Süden gesichert hätten. Wenn wir darauf verzichtet haben, uns eine militärische Einflußzone vorzubehalten, so geschah dies, um unseren beiden Bundesgenossen ihre Einrichtung in den genommenen Bezirken zu erleichtern. Aber der Verzicht bedeutet nicht, daß jeder der beiden nun ohne unsere Billigung tun kann was ihm beliebt. Im Gegenteil, meine ich, die beiden sind gerade durch unser liberales Handeln verpflichtet worden, vor jedem neuen Schritt sich unserer Zustimmung zu versichern. Anderenfalls werden wir binnen kurzem offen Feindschaft zwischen unseren Waffenbrüdern erleben. Die Anzeichen, daß man nicht mehr weit davon entfernt ist, mehren sich.

Nr. 11399 P. von Falkenhayn.


[Treutler]


[Antwort Jagow 25.2. (Nr. 159)]

Auf Tel. Nr. 101.

Für General von Falkenhayn.

Die Ausführungen E. E. sind dem Baron Burian gegenüber schon wiederholt und auch jetzt wieder gemacht und er hat auch rückhaltlos diese Tatsachen sowie unser Mitbestimmungsrecht anerkannt. Nach einer Mitteilung, die mir Baron Burian durch den hiesigen Botschafter inzwischen machen ließ, scheinen die Verhandlungen mit den Bulgaren sich hauptsächlich auf Albanien bezogen zu haben, und die Bulgaren ihre übrigen Wünsche (Morawatal) garnicht oder kaum erwähnt zu haben. Nach den Mitteilungen des Prinzen Hohenlohe will Baron Burian übrigens den Bulgaren gesagt haben, daß man sich über berechtigte Wünsche derselben gewiß gern und gut verständigen werde. Aus Sofia fehlen mir noch Nachrichten über die Wiener Verhandlungen, was darauf zurückzuführen ist, daß Radoslawow mit einer leichten Erkrankung von Wien zurückgekehrt ist.

Wie ich vertraulich hinzufüge, scheinen mir die Hauptschwierigkeiten in Wien darin zu liegen, daß über das serbische Problem Differenzen zwischen Burian und Tisza bestehen.


[Jagow}



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