1916-03-28-DE-002
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Quelle: DE/PA-AA/R 20059
Zentraljournal: 1916-A-8064
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 03/28/1916 02:10 AM
Telegramm-Ankunft: 03/28/1916 02:15 AM
Praesentatsdatum: 03/28/1916 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 108
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der AA-Vertreter im Großen Hauptquartier (Treutler) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Sofia, den 28. März 1916

Im Anschluß an Tel. Nr. 106 {A 7995}.

[Radoslawow, der heute dem Grafen Tarnowsky erklärte, er beabsichtige nach übermorgigem Sobraniebeschluß König seine Entlassung einzureichen, hat mir dies bestätigt und behauptet, er habe König Entschluß heute bereits mitgeteilt, formelles Entlassungsgesuch aber noch nicht eingereicht. Da Deutschland sich auf österreichische Seite gestellt und andererseits König intransigent bleibe, wünsche er nicht, Verantwortung in einer Lage zu tragen, die zu österreichisch-bulgarischen Zwischenfällen und den unerwünschtesten Konsequenzen führen könne. Lieber wolle er jetzt freiwillig gehen, wie von König der Nachgiebigkeit gegen Zentralmächte beschuldigt und zu Rücktritt gezwungen werden. Er sei auch unzufrieden, weil er sich durch Generale ausgeschaltet fühle, die Verhandlungen ohne sein Wissen führten und die zum Teil seine politischen Gegner seien. Letzte Konsequenz, die er bei Verbleiben bulgarischer Zivilverwaltung in Pristina, Prisrend, Kazanik in Aussicht stellen könne, sei sofortige Rückziehung bulgarischer Truppen aus Elbassan und Diakowa. Habe ausführlich Nachteile hervorgehoben, die Kabinettswechsel in jetzigem Moment Bulgarien bringen könne, was Radoslawow nicht bestritt, und ihm beruhigend versichert, meine Demarche zugunsten Österreichs sei lediglich freundschaftlicher Rat gewesen. Ich hätte seine Bedenken gemeldet und vermute, da ich seither ohne Nachricht, daß in Wien noch verhandelt werde. Er möge mit Demission jedenfalls warten, bis ich ihm sage, daß wir unser letztes Wort gesprochen und nichts mehr in der Angelegenheit tun könnten.

Das sagte Radoslawow mir zu.

Nach Äußerungen Radoslawows scheint er stambulowistischen Generalgouverneur von Macedonien Ratscho Petrow für eventuellen Nachfolger zu halten.

Ganz vertraulich. Graf Tarnowsky hält nicht für ganz ausgeschlossen, obwohl viel dagegen spreche, daß König absichtlich intransigent, um Radoslawow zu stürzen.]


[Jagow an Tschirschky (Wien) (Nr. 291)]

Der K. Ges. in Sofia telegrafirt „[ ]“.

Um jetzt einen Conflikt zu vermeiden, möchte ich immer noch glauben, daß bulgarische Erklärung Civilverwaltung wolle kein Präjudiz bilden, einen Ausweg bieten könnte.


[Jagow an Treutler (Nr. 353)]

Der Kaiserl. Gesandte in Sofia telegraphiert: [obiges Tel. Nr. 108].

Halte die letzte Ansicht für wahrscheinlich. Unser Vorschlag ging auf österreichischen Wunsch dahin, daß Occupation militärisch geregelt werden und dann nur diese, aber weder österreichische noch bulgarische Civilverwaltung bis zu späterer Verständigung eintreten sollte. Dieser Vorschlag erschien durchaus billig. Wir suchen aber in Wien auf weiteres Entgegenkommen zu wirken, um Bruch zu vermeiden. Aber selbst wenn dies erreicht wird fürchte ich daß König Ferdinand einen anderen Vorwand finden wird, um Radoslawow auszuschiffen, den er - auch nach Ansicht des hiesigen bulgarischen Gesandten - los sein möchte.



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