1916-06-14-DE-003
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Quelle: DE/PA-AA/R 20200
Zentraljournal: 1916-A.S.-1941
Erste Internetveröffentlichung: 2017 Juni
Edition: Die deutsche Orient-Politik 1915.06-1916.12
Telegramm-Abgang: 06/14/1916 10:20 PM
Telegramm-Ankunft: 06/15/1916 01:25 AM
Praesentatsdatum: 06/15/1916 a.m.
Laufende Botschafts/Konsulats-Nummer: Nr. 199
Zustand: A
Letzte Änderung: 11/19/2017


Der Gesandte in Sofia (Oberndorff) an das Auswärtige Amt

Telegraphischer Bericht


Sofia, den 14. Juni 1916

Geheim.

Oberstleutnant von Massow, der gestern mit dem König in Nisch war, hat mir sein folgendes an Hauptquartier West abgesandtes Telegramm mitgeteilt.

„Der König fuhr gestern trotz körperlicher Beschwerden nach Nisch, um sich von Generalleutnant von Kraewel und Generalmajor von Seekt persönlich zu verabschieden und ihnen für ihre Unterstützung zu danken.

Auf der Fahrt nach Nisch sprach sich der König zu mir in großer Sorge über die Vorgänge in Galizien aus. Er sieht dadurch die Aussichten für einen Frieden wieder in weitere Ferne gerückt. Die Wirkung auf Rumänien werde nicht ausbleiben. Unzuverlässigkeit der österreichisch-ungarischen Heeresleitung mache es zur Pflicht für uns, Garantien für die Zukunft zu verlangen.

Der Könige beauftragte mich ausdrücklich seinem Wunsch Ausdruck zu geben, daß wir unsere wiederum notwendig werdende Waffenhilfe von österreichisch-ungarischen Zugeständnissen an uns abhängig machen möchten. Der hierfür gegebene Augenblick werde so günstig nicht wieder kommen. Eine engere militärische Angliederung werde beruhigend auf Bulgarien, die Türkei und Rumänien wirken. Das Abkommen müsse jetzt festgesetzt werden, um für den Frieden erhalten zu bleiben. Der König zweifelt nicht daran, daß der größere Teil der verbündeten Wehrmacht, besonders die ungarischen Truppen, sich willig deutschen Führern unterstellen wird.“

Auf meine Frage bestätigte mir Herr von Massow, Seine Majestät der König habe bei seinem energisch ausgesprochenen Ratschlägen nicht nur an einen augenblicklichen deutschen Oberbefehl, sondern an eine dauernde, auch für den Frieden gültige militärische Konvention gedacht, die Österreich etwa „die Stellung Bayerns“ zuweise.

Seine Majestät der König ist bekanntlich auf Wien sehr schlecht zu sprechen und ergreift wohl nicht ungern die Gelegenheit, uns gegen Österreich „scharf zu machen“.


[Oberndorff]



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